Die andere Moderne?

Workshop,Internationale Fachtagung

Zeichnet sich die literaturhistorische Beschreibung der 'Moderne' bis ins erste Drittel des 20. Jahrhunderts durch die Abfolge literarischer STrömungen wie Symbolismus, Expressionismus und Neue Sachlichkeit aus, so werden für die Folgezeit politisch-zeitgeschichtliche Kategorien übernommen ('Literatur des Dritten Reichs', 'Exiliteratur', 'Literatur nach 1945'). Kontinuitäten, die in formaler und poetologischer Hinsicht über die historischen Zäsuren 1933/1939/1945 hinaus bestehen, werden dadurch häfig ebenso übersehen wie mögliche strukturelle Analogien zwischen Texten der NS-Literatur, der 'Inneren Emigration' und der 'Exilliteratur'.

Der Workshop möchte deshalb eine Geschichte der Schreibweisen nach den Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderst skizzieren. Seit 1930 überwiegen regressive Tendenzen, die sich in einer Hinwendung zur Natur oder zu magischen bzw. pseudo-religösen Elementen äußern. Zugleich knpfen viele Texte jedoch an das moderne Prinzip des Formexperiments an. Offensichtlich können nach 1933 moderne Schreibweisen gerade in dieser Amalgamierung mit regressiven Momenten fortgeführt werden und stehen so nach dem Zweiten Weltkreig als REservoir formaler Gestaltungsmöglichkeiten zur Verfügung. In diesem Sinne kommt es nach 1945 – in der hermetischen Lyrik ebenso wie etwa in den Romanen Wolfgang Koeppens – nicht einfach zu einer Reaktivierung von Tendenzen der literarischen Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts. Vielmehr werden Traditionen fortgesetzt, die nie völlig unterbrochen waren.

Dateien


Zurück zu allen Veranstaltungen