Landschaftskultur in der Agrarlandschaft: Fehlen der Natur die (Frei)-Räume?

Zu Gast im Kolleg
Windkraftanlagen bei Pasewalk - Foto: Dr. L. Wölfel

Die Landeslehrstätte für Naturschutz und nachhaltige Entwicklung Mecklenburg-Vorpommern am Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG), der Verein „Ostseelandschaft Vorpommern - Vereinigung zum Schutz der Landschaft und ihrer natürlichen Vielfalt e.V." und das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald laden ein zu einer Tagung zum Thema:

Landschaftskultur in der Agrarlandschaft: Fehlen der Natur die (Frei)-Räume?

Die meisten Menschen erwarten von der Landschaft, in der sie leben oder in die sie gerne reisen, das Besondere - eine Vielfalt an natürlichen oder naturnahen Strukturen und Lebensräumen. Natur, Ökosysteme und Arten unterliegen einem stetigen Evolutionsprozess, unter anderem als Reaktion bzw. Anpassung an sich ständig verändernde Lebensbedingungen. Der Mensch hat zu allen Zeiten durch sein Wirken, befördert von fortschreitenden Erkenntnissen zur Naturbewältigung, zu erheblichen Veränderungen und ihrer Beschleunigung beigetragen. Dies war thematischer Schwerpunkt der vorangegangenen Tagung in dieser Reihe (November 2017).

Durch zunehmende Verkehrs-, Energie- und Siedlungsprojekte verinseln und verkleinern sich die landschaftlichen (Frei-)Räume stetig. Daneben sorgen neue Entwicklungen in fast allen Lebensbereichen, besonders aber in Land- und Forstwirtschaft für Strukturarmut und Ausgeräumtheit der verbleibenden Flächen, in denen zunehmend eine reichhaltige Fauna und Flora schwindet. Dieses Phänomen fokussiert sich mittlerweile nicht nur auf die terrestrischen Lebensräume, auch die Meere werden von einer zunehmenden Flächeninanspruchnahme durch Offshore- Windkraftanlagen, Ölplattformen, Pipelines auf und im Meeresboden, Erweiterung der Schifffahrtswege etc. beeinflusst. All das hat Auswirkungen auf die Ökosysteme und wirkt auch im sozio-kulturellen sowie -ökonomischen Raum: z. B. durch den Verlust an Identifikationsmöglichkeiten und zunehmende Landflucht der Menschen.

So ist inzwischen der landschaftliche (Frei-)Raum außerhalb der Schutzgebiete, die sogenannte Normallandschaft, soweit ökonomisiert und ökologisch entwertet, dass er nur noch einem sehr eingeschränkten Artenspektrum Lebensraum bieten kann. Sowohl im Wald, im und auf dem offenen Meer, auf Äckern und im Grünland ist es zu enormen Veränderungen der inneren Biotop- und Habitatstrukturen gekommen. Ausdruck dessen ist im terrestrischen Bereich z. B. die Erhöhung der Phytomasse und damit eine Zunahme der Verdunkelung und Abkühlung innerhalb der Flächen. Es mangelt an wichtigen Saumstrukturen, so dass in der „grenzenlosen“ landwirtschaftlichen Nutzfläche wertvolle Pufferfunktionen fast vollständig fehlen. Chancen für evolutive Anpassungen und somit ein Überleben von Lebensgemeinschaften und Arten in der heutigen Normallandschaft werden damit drastisch geringer - denken wir nur an das heute viel diskutierte Insektensterben - mit kaum absehbaren Folgen für unser eigenes Überleben als Teil der Natur.

Die Krise im Umgang mit dem landschaftlichen (Frei-)Raum betrifft also ein weites Feld von ökologischen, soziokulturellen und ökonomischen Sachinhalten. Deshalb soll sich die zweite Tagung in der Reihe „Landschaftskultur“ mit der Bedeutung des landschaftlichen (Frei-)Raumes für das Überleben der Arten beschäftigen. Außerdem sollen Konzepte und Strategien für den Erhalt von attraktiven und biologisch vielfältigen Normallandschaften diskutiert werden.

Veranstalter:

  • Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern
    Landeslehrstätte für Naturschutz und nachhaltige Entwicklung Goldberger Straße 12
    18273 Güstrow
    Tel.: (0 38 43) 7 77-2 44
  • Ostseelandschaft Vorpommern - Vereinigung zum Schutz der Landschaft und ihrer natürlichen Vielfalt e. V.

Für die Versorgung in der Kaffee- und in der Mittagspause wird eine Tagungspauschale von 10,00 € erhoben.

Programm:

09:30 Uhr   Begrüßung und Einführung
09:45 Uhr   Kulturlandschaftsentwicklung: Vom Eingriff zur Eigenart (Prof. Dr. Werner Konold Universität Freiburg)
10:30 Uhr   Auf dem Weg zur „geschlossenen“ Landschaft (Dr. Martin Görner, Arbeitsgruppe Artenschutz Thüringen e. V. Jena)
11:15 Uhr   Ostdeutscher Landschaftswandel seit der Wende - Sicht eines Westdeutschen (Alfred Ringler; Projektgruppe Landschaft + Artenschutz Rosenheim)
12:00 Uhr   Diskussion

12:30 Uhr   Mittagspause mit Kulinarischem aus der Region

13:30 Uhr   Öffentliche Güter und Privateigentum: Wie kommt der (faire) Wettbewerb um (Frei-) Räume in die Fläche? (Dr. Michael Rühs DUENE e. V. Greifswald)
14:00 Uhr   Der versteckte Kampf der Pflanzen: Wer siegt, wer verliert? (Dr. Peter König Universität Greifswald)
14:30 Uhr   Das Bundeskonzept Grüne Infrastruktur - Bestandteile und Anwendungsbereiche (Florian Mayer BfN Leipzig)
15:00 Uhr   Diskussion

15:20Uhr    Kaffeepause                                                           

15:50 Uhr   Grenzenlose Landschaft? Der Niedergang der Säume (Holger Ringel NABU M-V, Fachgruppe Entomologie Greifswald)
16:10 Uhr   Schweinswale - kann man wandernde Arten effektiv durch Schutzgebiete alleine schützen? (Dr. Michael Dähne, Deutsches Meeresmuseum Stralsund)
16:40 Uhr   Diskussion und Fazit

17:15 Uhr   Ende der Tagung

Anmeldung:
Es wird um eine rechtzeitige Anmeldung bis zum 07.11.2018 gebeten. Bitte nutzen Sie den Vordruck unter www.lung.mv-regierung.de/dateien/landeslehrst_40_anmeldung.pdf oder unter Dateien. Telefonische Anmeldungen sind möglich unter der Rufnummer 03843-777 244. Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge des Eingangs berücksichtigt. Sie erhalten keine Anmeldebestätigung. Sollte die Veranstaltung ausfallen oder schon ausgebucht sein, werden Sie rechtzeitig informiert.

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