Schriftvariation als soziale Praxis

Öffentlicher Abendvortrag

Bis vor Kurzem hat die Soziolinguistik an schriftlicher Kommunikation kaum Interesse gezeigt. Die Schrift galt als statisch, normgebunden, invariabel. Sie erschien einer Disziplin, die sich mit Sprachvariation und -wandel befasst, wenig interessant. In den letzten Jahren hat sich das, auch unter dem Eindruck einer sich ausdifferenzierenden Alltagsschriftlichkeit, geändert. Die Soziolinguistik hat entdeckt, dass die Schrift eine hochgradig variable Ressource ist und dass dieses Potenzial im Alltag zur Herstellung sozialer Bedeutung vielfach genutzt wird. Der Vortrag beleuchtet dieses neue Forschungsfeld und verdeutlicht die soziolinguistische Relevanz von Schriftvariation anhand von Beispielen aus den Bereichen Schreibung und Typographie.


Jürgen Spitzmüller ist Sprachwissenschaftler an der Universität Zürich. Derzeit ist er Vertretungsprofessor für Medienlinguistik an der Universität Hamburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereich der Soziolinguistik, visuellen Kommunikation, Medienlinguistik und Diskursanalyse. Seine Dissertation (2005) beschäftigt sich mit dem Diskurs über Anglizismen in deutschsprachigen Massenmedien, die kürzlich abgeschlossene Habilitationschrift mit den sozialen Funktionen graphischer Variation. Er ist Mitautor eines Studienbuchs zur Diskurslinguistik (2011). Weitere Publikationen befassen sich mit Diskurstheorie und Diskursmethodologie, Jugendsprache, Chat-Kommunikation, Sprachreflexion und Sprachideologien.


Moderation: Professor Dr. Jürgen Schiewe


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