Schreiben und vor allem das literarische Schreiben setzt Selbsteinfühlung und Selbstdistanzierung zugleich voraus und ist im Extremfall eingespannt in die Pole von Selbstfindung und Selbstverlust. Ein für den Autor und sein Ich also höchst spannungsvoller, ambivalenter und möglicherweise nicht immer nur lustvoller, sondern gelegentlich auch schmerzhafter Prozess. Der Vortrag will versuchen, diesen doppelten Prozess nicht zuletzt am Beispiel der eigenen schriftstellerischen Praxis genauer in den Blick zu nehmen.
Hans-Ulrich Treichel, geb. 1952 in Versmold/Westfalen, promovierte 1983 über Wolfgang Koeppen. Die Habilitation folgte 1993. Seit 1995 ist er Professor am Deutschen Literaturinstitut der Universität Leipzig. Zuletzt erschienen von ihm: Endlich Berliner (2011) sowie Sardinien. Eine Liebesgeschichte (2012). Er ist Herausgeber der Werke von Wolfgang Koeppen in sechzehn Bänden im Suhrkamp Verlag (2006 f.).
Moderation: Professor Dr. Monika Unzeitig