Zur Gründungsgeschichte

Zum Ende der DDR-Ära im Wintersemester 1989/1990 verzeichnete die Universität Greifswald eine Immatrikulationszahl von 3.542 Studierenden – nach damaligen Maßstäben eine Zahl, die unterhalb vertretbarer Mindestgrößen für eine Universität lag. Es entbrannten intensive Diskussionen über die Schließung der Universität Greifswald und die Konzentration aller universitären Ressourcen auf die Universität Rostock.

In dieser prekären Lage beschloss das Kuratorium der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, sich verstärkt für den Fortbestand der Universität Greifswald einzusetzen. Nach Hilfsmaßnahmen für die Universitätskliniken und der unmittelbaren Unterstützung der Medizinischen Fakultät förderte die Krupp-Stiftung Institutionen, die an das Universitätsklinikum Greifswald angeschlossen waren oder eng mit ihm zusammenarbeiteten, beispielsweise das stationäre Hospiz oder das Neurologische Rehabilitationszentrum in Greifswald.

Ab 1995 entwickelte die Krupp-Stiftung die Idee, im Zentrum der Stadt Greifswald ein Gebäude zu errichten, das der Universität als Ganzes dienen und dazu beitragen sollte, ihre traditionsreiche Existenz zu sichern und zu stärken. Im Jahr 1995 wurden diese Visionen konkretisiert, indem die Schaffung einer eigenständigen, aber eng mit der Universität verbundenen Einrichtung zur Förderung wissenschaftlicher Exzellenz angestrebt wurde. Von 1995 bis 2000 erwarb die Krupp-Stiftung mehrere Grundstücke in der Nähe des Doms St. Nikolai, um eine großzügige bauliche Lösung zu ermöglichen. Auch die "Alte Apotheke", das älteste Fachwerkhaus in Mecklenburg-Vorpommern aus dem 15. Jahrhundert, wird in das Projekt integriert.

1997 konkretisierte die Krupp-Stiftung zusammen mit der Universität und der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern die Ziele des Projekts: Das geplante Zentrum für wissenschaftliche Kommunikation sollte interdisziplinär arbeiten, als Zentrum für wissenschaftlichen Austausch dienen, Nachwuchsforschende der Universität unterstützen und Forschende aus dem In- und Ausland nach Greifswald locken. Als Haus für öffentliche Veranstaltungen soll es einen Beitrag zum kulturellen und intellektuellen Leben der Stadt und der Region leisten. Nach einem beschränkten Architekturwettbewerb, an dem das Büro von Michael Gaenssler aus München als Sieger hervor ging, wurde 2000 der Grundstein gelegt. Parallel dazu gründete die Krupp-Stiftung gemeinsam mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern und der Universität Greifswald eine neue Stiftung, die das Wissenschaftskolleg tragen sollte: die Stiftung Alfried Krupp Kolleg Greifswald.

Als Stiftung bürgerlichen Rechts leistet sie gemäß ihrer Satzung insbesondere durch den Betrieb des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs Greifswald einen Beitrag zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an der Universität Greifswald. Die Stiftung ist unabhängig und ermöglicht wissenschaftliche Arbeit von dauerhaft hoher Qualität. Diese Unabhängigkeit war das zentrale Anliegen, das Professor Dr. h. c. mult. Berthold Beitz, der damalige Kuratoriumsvorsitzende der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, mit seiner Initiative zur Gründung der Stiftung Alfried Krupp Kolleg Greifswald verband.

Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung brachte einen erheblichen Teil des Stiftungskapitals in Form von Grund und Boden sowie Gebäuden und deren die Einrichtung im Wert von 15,3 Mio. € ein. Das Finanzkapital in Höhe von 4,1 Mio. € stammt zu gleichen Teilen vom Land Mecklenburg-Vorpommern und der Universität Greifswald. Hinzu kommen jährliche Zuwendungen aller Stifter und dauerhaft abgesicherte Personalmittel der Universität Greifswald. Am 3. Dezember 2002 nimmt das Kolleg seine Arbeit auf.




Blick vom Dom auf das Baugrundstück des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs, 1989 (Foto: Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung)
Der damalige Oberbürgermeister der Stadt Greifswald Joachim von der Wense, Professor Dr. h. c. mult. Berthold Beitz und der Wissenschaftsminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern Peter Kauffold im Januar 1999 vor der "Alten Apotheke" (Foto: Peter Binder)
Blick an der "Alten Apotheke" vorbei durch die Lappgasse, 1989 (Foto: Brigitte Kraemer, Herne)