Professor Jeffrey A. Grossman, Ph. D.

Alfried Krupp Senior Fellow
(Oktober 2016 - März 2017) 

  • Geboren 1961 in Mount Vernon, New York
  • Studium der Anglistik/Amerikanistik, Germanistik u. Komparatistik
  • Associate Professor and Chair, Department of Germanic Languages and Literatures, University of Virginia

Fellow-Projekt: "Rethinking Yiddish-German Relations: From Moses Mendelssohn to the Twentieth Century"

Mein Projekt befasst sich mit einem Aspekt der deutsch-jüdischen Kultur und Geschichte. Seit den 1880er Jahren waren Juden aus Osteuropa auf der Flucht vor Pogromen, politischer Unterdrückung und wirtschaftlicher Not nach Deutschland eingewandert. Die deutschen Juden, von denen viele inzwischen akkulturiert, wohlhabend und säkularisiert waren, tendierten dazu, auf ihre armen, verfolgten und jiddisch-sprechenden Glaubensvetter mit einer Kombination aus Geringschätzung, Mitleid und gelegentlich auch Besorgnis hinabzuschauen. In ihren Augen verkörperten sie den Alptraum des vergangenen Ghettos. So zumindest das herkömmliche Narrativ, das allerdings nur einen Teil dieser Geschichte erklärt. Mein Projekt versucht, eine Lücke zu füllen, indem es Dimensionen dieser West-Ost-Begegnung aufdeckt, die bisher übersehen oder unterschätzt wurden. Meine Untersuchung gilt zwei Textkorpora: jiddischen Texten, die ins Deutsche übersetzt oder anderweitig überliefert wurden, und Texten deutscher Schriftsteller und Publizisten, die sich der Situation und Kultur der jiddisch-sprechenden Juden zuwandten, vor allem Texten von Joseph Roth, Franz Kafka, Arnold Zweig, Alfred Döblin und Bertha Pappenheim. Mich interessiert besonders, wie diese Texte versuchten, die deutsche und deutsch-jüdische Öffentlichkeit umzugestalten und neue Arten interkultureller Beeinflussung und Verflechtung zwischen den Flüchtlingen aus dem Osten einerseits und der deutschen Kultur und Gesellschaft andererseits zu schaffen.

Fellow-Bericht im Studienjahr 2016/17