Große Forschung an einer kleinen Universität? Wilamowitz in Greifswald

Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff (1848-1931) gehört fraglos zu den bedeutendsten deutschen Altertumswissenschaftlern. In seinen Arbeiten, aber auch in seiner akademischen Lehre repräsentierte er ein Konzept der Erforschung des Altertums, das man als einen Höhepunkt des Historismus bezeichnen darf. In Greifswald, seiner ersten akademischen Station, begann Wilamowitz dieses Konzept – auch als Habitus – auszubilden, gerade auch unter dem Einfluss von Kollegen einer Universität, die sich offenbar im Umbruch befand. ‚Wilamowitz in Greifswald‘ zu skizzieren, ist Ziel des Vortrags.

Martin Hose studierte Klassische Philologie und Geschichte in Hamburg und in Konstanz, wo er sich 1993 habilitierte. Von 1994 bis 1997 war er Professor für Gräzistik in Greifswald, seither lehrt er an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2001 ist er Mitglied der bayerischen Akademie der Wissenschaften, wo er von 2013 bis 2016 Vizepräsident war. Er ist u. a. Mitherausgaber von Gnomon und Hermes, Sprecher der im Rahmen der Exzellenz-Initiative eingerichteten Graduate School Distant Worlds und Mitglied des Vorstands des Zentrums für Klassikforschung in Weimar. Seine Forschungsschwerpunkte sind das antike Drama, die Historiographie und die griechische Literatur der Kaiserzeit.

Moderation: Dr. Susanne Froehlich

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Vor 130 Jahren hatte die Universität Greifswald gerade einmal 1 000 Studenten, und nur etwa 15 von ihnen besuchten Veranstaltungen in den Fächern Griechisch, Latein, Alte Geschichte oder Archäologie. Diese wenigen Studenten der Altertumswissenschaften wurden aber von ganz hochkarätigen Wissenschaftlern unterrichtet, die wegweisende Forschung in Angriff nahmen und damit international Anerkennung erlangten. Die Ringvorlesung möchte diese erfolgreiche Tradition aufzeigen und damit auch ein Stück Universitätsgeschichte erzählen.

Zehn ausgewählte Forscherpersönlichkeiten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts werden mit ihrer wissenschaftlichen Leistung gewürdigt, die sich häufig auf gleich mehrere Fachdisziplinen erstreckte. Der Fokus liegt dabei auf ihrer Zeit in Greifswald: Da ist der alte Gelehrte, der um vier Uhr morgens im Schlafrock und mit Pfeife am Hafen steht und ein Schiff erwartet, oder der junge Professor, der auf dem Motorrad die Straßen der Stadt unsicher macht. In ihren wissenschaftlichen Biographien wird das akademische Leben im alten Greifswald anschaulich.

Ringvorlesung: "Local Heroes - Greifswalder Altertumswissenschaftler von Weltrang"


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