Wissenschaft im Zwielicht der Öffentlichkeit: Kommerzialisierung, Agnotologie und populistische Wissenschaftsleugnung

Die frühere Wissenschaftsgläubigkeit ist der Skepsis von Teilen der Öffentlichkeit gegenüber praxisrelevanten Bereichen der Wissenschaft gewichen. Dahinter steckt zum Teil berechtigte Kritik an der Verfasstheit des Wissenschaftssystems, zum Teil aber auch Unkenntnis und bewusste Irreführung. Die Frage lautet entsprechend, wo die Forschung selbst besser werden muss und wo die Wissenschaft nur besser kommunizieren muss, was sie tut. In der erstgenannten Hinsicht untersuche ich Formen einer methodologischen Qualitätskontrolle, mit Blick auf populistische Wissenschaftsleugnung identifiziere ich methodologische Irrgänge, deren Aufdeckung Teil der Wissenschaftskommunikation werden sollte.

Martin Carrier ist Professor für Wissenschaftsphilosophie an der Universität Bielefeld. Sein hauptsächliches Arbeitsgebiet in den vergangenen Jahren ist das Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft, darunter anwendungsorientierte Forschung, wissenschaftliche Politikberatung und sogenannte verantwortungsvolle Forschung. Martin Carrier war im akademischen Jahr 2014/15 Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg. 
 
Die Wissenschaftsphilosophie will verstehen, wie Wissenschaft funktioniert, wie z. B. Phänomene erklärt, Daten ausgewertet und neue wissenschaftliche Begriffe geformt werden. Um das zu tun, müssen Philosoph*innen manchmal in die Wissenschaft eintauchen und aus ihr heraus über sie reflektieren. Dieser Vortrag beleuchtet die Chancen, aber auch die Herausforderungen, die dadurch entstehen. Wenn Philosophie in der Wissenschaft stattfindet, kann sie empirisch sehr fruchtbar sein und einen wichtigen Beitrag zur Lösung wissenschaftlicher Probleme leisten. Sie ist aber auch in Gefahr, zu speziell und möglicherweise irrelevant für die Beantwortung philosophischer Fragen zu werden.

 


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