Professor Dr. Jörg Frey

Alfried Krupp Senior Fellow

  • Geboren 1962 in Freudenstadt 
  • Studium der Ev. Theologie in Tübingen, Erlangen und Jerusalem
  • Ordinarius für Neues Testament mit Schwerpunkt Neues Testament und antikes Judentum an der Ludwig-Maximilians-Universität München 

Fellow-Projekt: "Die Schriftrollen vom Toten Meer und ihre Bedeutung für die Bibelwissenschaft"

Die Textfunde von Qumran sind die für die Bibelwissenschaft bedeutsamsten Funde des 20. Jahrhunderts. In elf Höhlen am Westufer des Toten Meeres wurden Reste von ca. 800 Handschriften gefunden, darunter über 200 Handschriften des hebräischen Bibeltextes, die ca. 1000 Jahre älter sind als die bis dahin bekannten hebräischen Textzeugen, sowie ca. 600 Handschriften von bekannten und unbekannten hebräischen und aramäischen Werken aus den dreiJahrhunderten vor der Zeitenwende. Tausende Fragmente bieten unzählige sprachliche und historische Probleme, aber auch unschätzbare und umstürzende neue Einsichten. Die Tragweite und Bedeutung der Funde für das Verständnis der Bibel und ihrer Entstehung, die Geschichte des antiken Judentums und die Frage nach den Anfängen der christlichen Botschaft wird aber noch längst nicht hinreichend wahrgenommen. Zugleich steht die seriöse Wissenschaft immer wieder in Konkurrenz zu Sensationsmeldungen, die der Öffentlichkeit versprechen, die „ganze Wahrheit“ ans Licht zu bringen. 
In diesem Spannungsfeld zwischen spezialisierter Forschung und öffentlichem Interesse schreibe ich eine zusammenfassende Monographie, die den aktuellen Stand der Erforschung und Diskussion der Qumran-Bibliothek und ihrer Bedeutung für ein breiteres Publikum verständlich zur Darstellung bringen soll. Im Zentrum steht dabei die umfassende Beschreibung des Bestands der Bibliothek und des Inhalts der Texte. Weitere interessante Punkte der Diskussion sind die Frage nach den Trägerkreisen der Bibliothek und der Funktion der Anlage von Qumran. Berücksichtigung finden sollen auch die Rolle der Qumrantexte (und der antiken Notizen über die ‚Essener‘) in christlichen und jüdischen Identitätsdiskursen seit der Spätantike sowie die unterschiedlichen religiösen, politischen und wirtschaftlichen Interessen, die in der Diskussion und ‚Verwertung‘ des Textfundes zutage getreten sind. Ein Schwerpunkt soll schließlich auf der exemplarischen Erörterung der Bedeutung der Funde für das Verständnis des Neuen Testaments und der jüdischen Wurzeln des frühen Christentums liegen.

Fellow-Bericht im Studienjahr 2008/09