Dr. Charis Goer

Alfried Krupp Junior Fellow 
(Oktober 2013 - September 2014)

  • Geboren 1971 in Paderborn 
  • Studium der Germanistik, Anglistik/Amerikanistik, Musikwissenschaft und Erziehungswissenschaft in Paderborn, Detmold und Kalamazoo/Michigan 
  • Akademische Rätin a.Z. für Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld 

Fellow-Projekt: "Kopf lass‘ nach. Pop und Intellektualität in der Gegenwartsliteratur"

Pop und Intellektualität – das passt auf den ersten Blick nicht gut zusammen, ja, scheint geradezu für antagonistische Konzepte zu stehen: Mit dem einen wird Oberflächlichkeit, Unterhaltung, Warenförmigkeit assoziiert, mit dem anderen Tiefsinnigkeit, Ernsthaftigkeit, Autonomie; mit dem einen Emotionalität, Involviertheit, Faszination, mit dem anderen Rationalität, Distanziertheit, Analyse. Popkünstler widmen sich dem Materiellen, Intellektuelle bewegen sich in der Sphäre des Geistes; Pop ist erlebnis-, Intellektualität erkenntnisorientiert; popkulturelle Phänomene sind fließend, dynamisch, kurzlebig, intellektuelles Denken und Argumentieren bemüht sich um Schlüssigkeit und Beständigkeit; Popkultur gilt als affirmativ, Intellektuelle haben kritisch zu sein. Während in der Forschung dementsprechend Intellektuellen- und Popkultur überwiegend losgelöst voneinander behandelt oder bestenfalls als problembehaftete Opposition begriffen werden, untersucht das Projekt in historischer wie systematischer Perspektive das Verhältnis von Pop und Intellektualität in der deutschsprachigen Literatur und Kultur von den 1950er Jahren bis in die Gegenwart und will zeigen, dass sie als zwei systemisch aufeinander bezogene Größen innerhalb der Gegenwartskultur gelten können, die in wechselseitigem Bezug zueinander weiterentwickelt und redefiniert werden. Dieser ,Doppelblick‘ ist besonders ergiebig bei der Betrachtung von Literatur, da diese den markantesten Schnittpunkt von Pop und Intellektualität bildet. Insbesondere an den Schriften Hubert Fichtes, Rolf Dieter Brinkmanns, Thomas Meineckes und Rainald Goetz’, in denen sich formal und inhaltlich deren Auseinandersetzung sowohl mit popkulturellen Phänomenen wie intellektuellen Positionen ausdrückt, lassen sich über einen Zeitraum von etwa 50 Jahren exemplarische Konstellationen der Annäherung und Abgrenzung von Pop und Intellektualität aufzeigen. 

Fellow-Bericht im Studienjahr 2013/14