Privatdozentin Dr. Mona Körte

Alfried Krupp Junior Fellow 
(Oktober 2013 - September 2014)

  • Geboren 1965 in Winnipeg/Kanada 
  • Studium der Germanistik, Komparatistik, Psychologie und Soziologie in Frankfurt/Main und Berlin 
  • Privatdozentin am Institut für Philosophie, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte der Technischen Universität Berlin 

Fellow-Projekt: "Ver-rückte Dinge. Objekte zwischen Eigen- und Unsinn in Märchentexten um 1800"

Das 19. Jahrhundert wird gerne als das Säkulum der Dinge bezeichnet, weil sich in ihm der soziale und kulturelle Eigensinn der Dinge auf eine spezifische Weise Geltung verschafft. Dabei reflektiert insbesondere die Literatur den Zusammenhang von Mensch und Ding als eine ‚undurchschaubare Beziehungsgeschichte’. Jacob und Wilhelm Grimms Kinder- und Hausmärchen (1810-1856) bilden hierfür eine reichhaltige Quelle, weil sich in ihnen ein dinglicher Eigensinn auch als Un- bzw. Nicht-Sinn manifestiert. Konkret heißt dies, dass die selbstmächtig agierenden Objekte nicht in der Funktion von magischen ‚Helfern‘ aufgehen, sondern sich geradezu störend auf das Erzählgeschehen auswirken. Somit transportieren die in den Texten aufgerufenen kleinen, oft häuslichen Dinge – so die These der Projekts – insbesondere in der kargen Erstfassung der Märchen von 1810 gleich auf mehreren Ebenen Problemstellungen, die nicht allein die Poetik der Texte, sondern bereits die Ebene der Überlieferung und Edierung tangieren. Aus narratologisch-poetologischer Perspektive werden in diesem Projekt Fragen nach einer Teilhabe der Dinge an einer ‚Poetik des Un-Zusammenhangs’ gestellt. Finden sich in den inkohärenten Erstfassungen der Märchen Indikatoren für einen intensionalen Un-Sinn der Dinge? Oder ist dieser symptomatische Nichtsinn schlicht Resultat philologischer Sorgfalt, der die Grimmsche Rhetorik einer ihre Sammlung leitenden Transformation mündlicher Märchen in Schriftform stützt? So verstanden wäre der Un-Sinn zwar keine positive, aber doch eine philologisch notwendige Kategorie, die auch dem Unzusammenhängenden und Unverständlichen ein Überleben sichert. 
 

Fellow-Bericht im Studienjahr 2013/14