Professorin Dr. Silke Schicktanz

Alfried Krupp Senior Fellow 
(April 2015 - September 2015)

  • Geboren 1970 in Darmstadt 
  • Studium der Biologie und Philosophie 
  • Professorin für Kultur und Ethik der Biomedizin am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Universitätsmedizin Göttingen 

Fellow-Projekt: "Collectivity in Bioethics: The participatory and socio-political turn"

Die ethische Bewertung moderner Medizin und lebenswissenschaftlicher Forschung – kurz Bioethik – bezieht sich häufig auf nur drei Akteure und ihr Verhältnis zueinander: Patient, Arzt und Staat. Hingegen hat kulturvergleichende Bioethik-Forschung gezeigt, dass kollektive Zugehörigkeiten wie Religion, Klasse, Geschlecht, Generation oder Ethnie für Individuen (sowohl Patient als auch Arzt) sehr wesentliche moralische Bezugspunkte darstellen. Zudem gibt es einflussreiche Akteure unterhalb der Staatsebene, wie die Familie, Patientenverbände oder Professionsgruppen. Ihr kollektivistischer Status bleibt meist unreflektiert. Das Forschungsprojekt will sich dieser Forschungslücke widmen. Es beleuchtet die theoretische Frage der Identitätsbildung eines Kollektiv näher: Welche epistemologischen, anthropologischen und sozialen Bedingungen müssen erfüllt sein, damit wir sinnvoller Weise von einem bioethisch relevanten Kollektiv sprechen können? In einem zweiten Schritt sollen die partizipativen und sozial-politischen Normen solcher Kollektive näher bestimmt werden. Dabei geht es nicht um die Negierung individueller Normen, wie z.B. dem Recht des Einzelnen auf Selbstbestimmung. Dieses wird weiterhin in interindividuellen Auseinandersetzungen (z.B. zwischen Patient und Arzt) unverzichtbar sein. Vielmehr geht es darum, die oft noch ausgeblendete soziale und politische Entscheidungsebene in der Bioethik genauer zu definieren und in ausgewählten Beispielen zu analysieren. 

 

Fellow-Bericht im Studienjahr 2014/15