Professor Dr. Markus A. Denzel

Alfried Krupp Senior Fellow
(Oktober 2020 - September 2021) 

  • Geboren 1967 in Nürnberg 
  • Studium der Geschichte und der Historischen Theologie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg (1987–1991), Promotion ebd. 1994; Habilitation 1997 an der Georg-August-Universität Göttingen
  • seit 2002 Inhaber des Lehrstuhls für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Leipzig

Fellow-Projekt: „Kommerzialisierung und Resilienz-Management. Eine kollektive Unternehmensgeschichte des ‚langen‘ 16. Jahrhunderts“

Wie gelingt es einem Unternehmer, sein Unternehmen durch Zeiten von Veränderungen und wachsender Konkurrenz, ja von Krisen zu steuern, auf diese zu reagieren, letztlich ein bestehendes Unternehmen am Leben zu erhalten? Neben den vier klassischen Komponenten unternehmerischen Handelns – dem Entdecken von Chancen, der Durchsetzung von Innovationen, der Erschließung von Ressourcen und der Übernahme von Risiken – wird dieser Aspekt der langfristigen Unternehmenserhaltung im Gefolge der aktuellen globalen Veränderungen von immer größerer Relevanz für eine verantwortliche Nachhaltigkeit der Unternehmensführung. Diese Entwicklung ist jedoch kein ausschließlich gegenwärtiges Phänomen, sondern auch in bestimmten Schlüsselepochen der Wirtschaftsgeschichte feststellbar, die durch die vehemente Ausbreitung des Marktes und einer ökonomischen Handlungslogik – im Folgenden als Kommerzialisierung bezeichnet – charakterisiert sind. Die oft langdauernden Kommerzialisierungsprozesse wirken primär innerhalb bestehender wirtschaftlicher Strukturen und strahlen erst sekundär in nicht-ökonomische, gesellschaftliche Bereiche aus, und am Ende eines solchen Kommerzialisierungsprozesses steht jeweils eine deutlich stärker ‚kommerzialisierte‘ Welt. Gerade das „lange“ 16. Jh. – der hier gewählte Untersuchungszeitraum zwischen den Wirtschaftskrisen des Spätmittelalters und des 17. Jh.s – wurde im Gefolge der Europäischen Expansion in weiten Teilen West- und Mitteleuropas zur Ära einer solchen Kommerzialisierung. Die sich langfristig verbessernden Rahmenbedingungen und die sich daraus ergebenden Chancen konnten freilich auch erhöhte Transaktionskosten und Risiken mit sich bringen. Wie gingen Unternehmen damit um?


Ergebnisse des Fellowships

Informationsgewinnung, -verarbeitung und -deutung als Grundlagen des Resilienz-Managements vormoderner kommerzieller Unternehmungen
Faktoren des Resilienz-Managements

Warum bewältigen Unternehmen und Unternehmer Krisensituation in so unterschiedlicher Weise, dass – im Extremfall – die einen davon profitieren, die anderen hingegen Bankrott gehen? Diese Kernfrage der vorliegenden Studie beschäftigt die wirtschafts- und unternehmenshistorische wie auch die betriebswirtschaftliche Forschung nicht erst seit der jüngsten, 2007 ausgebrochenen, annähernd globalen Banken- und Finanzkrise, doch seither deutlich intensiver als in vorherigen Jahrzehnten. Und es werden neue Antworten zu geben versucht: Unternehmen werden als vulnerable Systeme wahrgenommen, deren Kapazität, disruptive Situationen bewältigen, verarbeiten und überwinden zu können, in unterschiedlicher Weise ausgeprägt ist. Derartige Disruptionen können vom Erspüren möglicher Gefahren und Risiken für die ökonomische Tätigkeit bis hin zu manifesten Krisen oder sogar Katastrophen reichen. Diese Fähigkeit, Krisensituationen zu meistern, kann mit dem Begriff der Resilienz beschrieben werden. Vulnerabilität, Disruptionen und Resilienz sind daher – auch und gerade im Falle von Unternehmen – in einem engen Konnex wechselseitiger Beeinflussungen zu betrachten. Dieser grundlegende Ansatz ist in einem nächsten Schritt um ein Konzept von Resilienz-Management erweitert worden, das insbesondere an den Spezifika vormoderner und somit nicht-industrieller, sondern kommerzieller Unternehmen orientiert ist. Resilienz-Management bezeichnet dabei alle unternehmerischen resiliencing-Aktivitäten der Verstärkung, Bewahrung und Nutzung des Resilienz-Potentials einer bestimmten Unternehmung. Es ist in der Regel langfristig, teilweise sogar über Generationen hinweg ausgerichtet und integriert kurzfristiges Krisenmanagement. Dieses Resilienz-Management-Konzept stellt die organisationale Resilienz von Unternehmen in den Mittelpunkt und bezieht unternehmerische Resilienz mit ein. Als Fallbeispiele für die Untersuchung einer so verstandenen enterprise resilience dienen in Form von Familienunternehmen organisierte Handelsgesellschaften aus dem oberdeutschen Raum des 16. Jahrhunderts. Dabei handelte es sich um im internationalen Groß- und Fernhandel sowie in der Hochfinanz engagierte Großunternehmen aus einem der ökonomisch bedeutendsten Wirtschaftsräume der Zeit. Handelsgeographisch in der Mitte Europas gelegen, waren diese Familiengesellschaften dem zentralen wirtschaftlichen Umbruchsprozess des 16. Jahrhunderts, der sich im Gefolge der Europäischen Expansion nachhaltig verstärkenden Kommerzialisierung, aber auch zahlreichen anderen politischen und wirtschaftlichen Disruptionen in besonderer Weise ausgesetzt. Herauszuarbeiten, wie sie diese Herausforderungen zu bewältigen versuchten, ob ihnen dies gelang oder warum sie gegebenenfalls scheiterten, ist das Anliegen des Projekts.

Dabei spielten unternehmensinterne Herausforderungen – in der Vormoderne wie heute – eine zentrale Rolle für derartige Familiengesellschaften, in vielen disruptiven Situationen sogar eine wichtigere als externe Risiken oder Krisen. Zum einen geht es regelmäßig um Fragen der Nachfolge, der Disziplin der Familienmitglieder, Gesellschafter und Beschäftigten sowie um die Effizienz der Geschäftstätigkeit, denn gerade in Familienunternehmen deck(t)en sich die familiären Interessen oftmals nicht mit den geschäftlichen. Eine wesentlich höhere Relevanz als in Zeiten einer hochentwickelten Kommunikationsinfrastruktur besaß zum anderen die Art und Weise der Entscheidungsfindung, die, wenn immer möglich, in der Zentrale erfolgen und Geschäftspartnern, Handelsdienern und Agenten keine zu großen Freiheiten lassen sollte, aber durch die langwierigen und unsicheren Kommunikationsflüsse oftmals gehemmt war. Zum dritten – und vielleicht am wichtigsten – war das Verhältnis von Eigen- und Fremdkapital eine enorme Herausforderung, denn eine zu große Verschuldung bzw. Kreditaufnahme wie auch übertriebene Spekulationsneigungen – im Übrigen oftmals miteinander verbunden – schmälerten die Resilienz einer Familiengesellschaft sowohl durch die Beschränkung der Möglichkeiten, zukünftig neuen Kredit zu erlangen, als auch durch den wachsenden Einfluss der fremden Kreditgeber auf die Familienunternehmung. Auf diesen Überlegungen aufbauend, können folgende Ergebnisse festgehalten werden:

1. Unter den Faktoren des Resilienz-Managements kam der Buchführung eine herausragende und kaum zu überschätzende Bedeutung zu. Mehr als alle ökonomischen, sozialen oder rechtlichen Sicherungsmaßnahmen bildete sie den entscheidenden Anker der Geschäftstätigkeit und das zentrale Scharnier zwischen dem vorgelagerten Informations- bzw. Wissensmanagement und der darauf aufbauenden strategischen Planung des künftigen geschäftlich Engagements. Gerade das 16. Jahrhundert war durch die Ausbreitung dualer und doppelter Buchhaltungstechniken, die aus Italien nach Oberdeutschland übernommen und hier den jeweiligen Erfordernissen der einzelnen Unternehmen angepasst worden waren, gekennzeichnet. Dieser großflächige und vielfach nachzuweisende Adaptionsprozess war der vielleicht wichtigste Beitrag zum resiliencing überhaupt, der in dieser Zeit in einer der ökonomisch fortschrittlichsten Regionen Europas geleistet wurde.

2. Auch die verschiedenen Resilienz-Strategien werden in der Regel bei den untersuchten Handelsgesellschaften deutlich erkennbar: Dabei spielen zunächst die verschiedenen Möglichkeiten der Adaption an die sich verändernden Rahmenbedingungen – von eher schleichenden Entwicklung im Rahmen des Kommerzialisierungsprozesses bis hin zu überraschenden, schockartigen Disruptionen – die wohl gewichtigste Rolle. Von herausragender Bedeutung, so der Befund, ist dabei die Liquiditäts- oder Kapitalfrage, d.h. ob es einem Unternehmen möglich war, eine krisenhafte Situation welcher Art auch immer durch Kapitalzuführung und damit Aufrechterhaltung der Liquidität und der Kreditwürdigkeit zu meistern. Weitere, eher allgemein feststellbare Resilienz-Strategien zur Adaption an sich verändernde Rahmenbedingungen waren die Diversifikation oder die Konzentration der betriebenen Geschäftsfelder. Einen besonderen Stellenwert erlangte die Kronfinanzierung, d.h. die Vergabe von Kredite an europäische Herrscher, Fürsten und Kleriker, die in der Regel gut verzinst, aber aufgrund unzuverlässiger Rückzahlungspraxis der ‚hohen Herren‘ durchaus auch mit Risiken behaftet waren.

3. Lässt man schließlich die Fallstudien Revue passieren, so ist festzuhalten, dass von einem Bemühen um Adaption an sich verändernde Rahmenbedingungen, um Krisenfestigkeit bzw. -überwindung und erforderlichenfalls um Transformation von unternehmensinternen Strukturen und damit um resiliencing bei allen untersuchten Handelsgesellschaften auszugehen ist. Der einschlägige unternehmerische Wille zu einem derartigen resiliencing, die Resilienz-Affinität, war allerdings bei den verantwortlichen Führungspersönlichkeiten der einzelnen Unternehmen freilich recht unterschiedlich ausgeprägt. Bei der Handelsgesellschaft der Fugger kann Resilienz-Management sowohl in einer langfristigen Perspektive in enger Paarung mit der strategischen Neuausrichtung der Geschäftstätigkeit als auch im Zuge eines eher kurzfristigen Krisenmanagements nachgewiesen werden. Am Fallbeispiel der verschiedenen Welser-Gesellschaften des 16. Jahrhunderts kann das in der Resilienz-Forschung häufig genutzte Modell des adaptiven Wandlungszyklus angewandt und überprüft werden. Warum trotz eines mindestens zu vermutenden, wenn auch quellenmäßig kaum zu belegenden resiliencing Handelsunternehmen Bankrott gingen, zeigen die Szenarien des Scheiterns. Dass auch in diesen Gesellschaften ein gewisses Resilienz-Management bestanden haben muss, wird schon allein aus der Tatsache deutlich, dass sie sämtlich über Jahrzehnte hinweg erfolgreich wirtschafteten und hohes Prestige und Kreditwürdigkeit in der Geschäftswelt genossen. Und doch kam irgendwann der Punkt – der tipping point –, der die positive Entwicklung ins Negative kippen und letztlich in einem Bankrott enden ließ. Als wesentliche Hintergründe sind hier die Schmälerung der Kapitalbasis und damit der Liquidität, spekulative und damit hochgradig risikoreiche Wechselgeschäfte, Verluste durch Kaper, Gerüchte und üble Nachrichten über Zahlungsschwierigkeiten, Bankrotte enger Geschäftspartner sowie Veruntreuungen durch Angestellte, Kommissionäre oder Agenten zu nennen. Hinzu trat aber – in den untersuchten Fällen regelmäßig! – eine ungenaue, unsaubere Buchführung, mangelnde Abrechnungen bzw. Bilanzierungen und damit das Fehlen einer belastbaren Grundlage für eine strategische Geschäfts- und Resilienzplanung. Mit den Nürnberger Viatis & Peller wird abschließend eine Unternehmung in den Blick genommen, die zwar juristisch ebenfalls als Handelsgesellschaft anzusehen ist, sich aber organisatorisch deutlich von den ‚Modellen‘ früherer Jahrzehnte oder gar den spätmittelalterlichen Super-Companies unterschied. Das Bemerkenswerteste an dieser Unternehmung ist ihre schlanke, hocheffiziente organisatorische Form, die Personal- und Transaktionskosten nach Möglichkeit zu vermeiden und alles verfügbare Kapital in Handels-, Verlags- und gegebenenfalls auch Finanztransaktionen zu stecken vermochte. Auf diese Weise gelang ein deutlich schnellerer Kapitalumschlag als in den traditionellen Handelsgesellschaften, so dass in kürzerer Zeit höhere Gewinne erzielt werden konnten.

4. Als Hintergründe einer solchen unternehmensstrukturellen Veränderung mögen neben der Reduktion der Kosten die Vermeidung von unternehmensinternen Konflikten und die Konzentration auf einige ausgewählte, besonders ertragreich erscheinende Geschäftsfelder erscheinen. Es liegt aber auch nahe, hierbei den Aspekt des resiliencing zu berücksichtigen: Kleinere organisatorische Entitäten sind eben leichter resilient zu machen bzw. zu erhalten, und dies lag gerade in den Krisenjahrzehnten seit den späten 1550ern und während der Disruption des Dreißigjährigen Krieges wohl im besonderen Interesse der kommerziellen Unternehmer. Die Wahrscheinlichkeit, eine Disruption oder Krise zu meistern, scheint größer gewesen zu sein, wenn im Rahmen einer schlanken, effizienten Organisation innerhalb der Kernfamilie gewirtschaftet wurde, als wenn dies im Rahmen einer personell breit aufgestellten, traditionellen Handelsgesellschaft geschah. Damit wird die strukturelle Entwicklung von Handelsunternehmen im 16. Jahrhundert – weg von großen Handelsgesellschaften und hin zu Einzelunternehmen aus der Perspektive des Resilienz-Paradigmas verständlich und erklärbar.

Die Erkenntnisse dieses Forschungsprojektes beschränken sich jedoch nicht allein auf Unternehmen und Unternehmer im 16. Jahrhundert, sondern lassen sich – mindestens teilweise – auch in die Gegenwart übertragen und für künftiges unternehmerisches Handeln nützlich machen – oder anders gefragt: Was vermag nun dieses Forschungsparadigma der Resilienz grundsätzlich Neues an Erkenntnissen für Unternehmen oder, ganz weit gefasst, das menschliche Wirtschaften an sich zu bringen? Wenn ein Unternehmen die aufgezeigten oder andere, aktuelle Herausforderungen und die zahlreichen Disruptionen zu meistern vermag, d.h. als resilient erscheint, dann war bzw. ist ein solches Unternehmen sehr häufig auch geschäftlich erfolgreich, und dies oft über Generationen hinweg. Resilientes Wirtschaften ist immer auch auf Nachhaltigkeit und Langfristigkeit angelegtes Wirtschaften, nicht unbedingt auf den schnellen Gewinn bedacht, sondern auf sichere Erträge über Jahrzehnte hinweg. In diesem Sinne bedeutet Resilienz-Management die unternehmerische Ausrichtung auf eine langfristig-nachhaltige Wirtschaftsweise und Geschäftspraxis hin, die geschickte Kombination von entsprechenden Strategien und Instrumenten durch die Unternehmensführung und -leitung einschließlich eines gegebenenfalls erforderlichen kurzfristigen Krisenmanagements und eine visionäre Zukunftsplanung über die eigene Arbeits- und Lebenszeit hinaus. Dabei ist die schiere Größe einer Unternehmung, die Zahl der Mitarbeiter, die Höhe des Umsatzes oder welcher Indikator auch immer, gar nicht entscheidend; aus der Perspektive von Resilienz sind kleinere Einheiten oftmals, wenn nicht in der Regel krisenfester und langlebiger als (zu) große, wie nochmals der Blick zurück in die Vergangenheit zeigt: Nicht zuletzt entwickelten sich zahlreiche der großen oberdeutschen Handelsgesellschaften im Verlauf des 16. Jahrhunderts zurück zu Einzelunternehmen und Neugründungen erfolgten in den Jahrzehnten um 1600 regelmäßig gleich in Form von Einzelunternehmen. Die mittelalterlichen Super-Companies mit ihren europaweiten Faktoreinetzwerken gehörten der Vergangenheit an; sie waren schlicht nicht mehr resilient genug, um den Herausforderungen des fortschreitenden Kommerzialisierungsprozesses der Frühen Neuzeit und ihren Disruptionen gewachsen zu sein. Wenn sie ihre traditionelle Handelsgesellschaft in eine neue, innovative Unternehmensform transferierten – wie etwa die Fugger, die langfristig Liegenschaften zum Kern ihrer Wirtschaftstätigkeit machten –, dann konnten sie noch über Jahrhunderte, ja bis in die Gegenwart erfolgreich sein; wenn aber nicht, war die Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns, letztlich eines Bankrotts groß.

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Über das beantragte Projekt hinaus wurde im Rahmen des Fellowships am 18. März ein digitaler Workshop mit international ausgewiesenen ReferentInnen zum Thema Von der Industriemetropole zur resilienten Stadt. Leipzig im regionalen und überregionalen Vergleich“ durchgeführt, der mit dem durchgeführten Vorhaben zur enterprise resilience in enger theoretischer und methodischer Verbindung stand. Thema war das Konzept der resilienten Stadt (urban resilience), das am Beispiel der Industriemetropole Leipzig und verschiedenen Vergleichsstädten für die Zeit vom 19. bis frühen 21. Jahrhundert überprüft worden ist. Denn mit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurde aus der bisherigen Industriemetropole Leipzig für einige Jahre eine Stadt der Industriebrache, der Arbeitslosigkeit, der Neuorientierung hin zu einem Dienstleistungszentrum. Erst 2002 setzte eine Trendwende ein, und neue Industriecluster bewirkten eine Re-Industrialisierung Leipzigs in vergleichsweise kurzer Zeit und in ihrem Gefolge einen bis dahin nicht mehr für vorstellbar gehaltenen wirtschaftlichen und demographischen Aufschwung. Diese Leipzig-spezifische Entwicklung lässt auf einen hohen Grad an Resilienz, an Widerstandsfähigkeit gegen Krisen und Kraft zur ‚Neuerfindung‘ seiner selbst schließen. Welche Faktoren waren es, die Leipzig derart resilient werden ließen? Hierbei spielten u.a. die jahrhundertelange Tradition als international ausgerichtete Handels- und Messestadt, seine breit diversifizierte industrielle Vergangenheit und sein reiches industriekulturelles Erbe seit dem späten 18. Jahrhundert, das wegweisende bürgerschaftliche Engagement oder die unternehmerischen Innovationen und Traditionen eine gewichtige Rolle. Dabei kann der Blick auf die Leipziger Entwicklung durch regionale und internationale Vergleichsbeispiele städtischer oder regionaler Resilienz geschärft werden.

4.  Publikationen  (und Projektplanungen)
während des Fellowships in Greifswald entstanden bzw. abgeschlossen und veröffentlicht:

  1. Kommerzialisierung und Resilienz-Management. Eine kollektive Unternehmensgeschichte des ‚langen‘ 16. Jahrhunderts (erscheint bei Springer, Wiesbaden 2022, als zentrale Veröffentlichung der Ergebnisse des Forschungsprojekts).
  2. Informationsmanagement und Medien des resiliencing in italienischen und oberdeutschen Unternehmen des 14. bis 16. Jahrhunderts, in: Annales Mercaturae 6, 2020, S. 19-62 (erschienen 2021, eine erste Vorab-Veröffentlichung aus den Ergebnissen des Forschungsprojekts in Greifswald).

weitere ‚projektnahe‘ Veröffentlichungen aus dem Workshop vom 18. März 2021:

  1. (zus. m. Susanne Schötz / Veronique Töpel) Von der Industriemetropole zur resilienten Stadt. Leipzig im regionalen und überregionalen Vergleich (erscheint bei Springer, Wiesbaden 2022, und fasst die wesentlichen Ergebnisse der im März von Greifswald aus abgehaltenen, digitalen Tagung zusammen); darin:
  2. (zus. m. Susanne Schötz) Industrialisierungsprozesse und Industriekultur in Leipzig. Eine Einführung; und:
  3. Von der Industriemetropole zur wirtschaftlich resilienten Stadt. Leipzig vom späten 18. bis zum frühen 21. Jahrhundert, in: Von der Industriemetropole zur resilienten Stadt. Leipzig im regionalen und überregionalen Vergleich

darüber hinaus während der Greifswalder Zeit zur Veröffentlichung gebracht:

  1. (zus. m. Susanne Schötz) Industrialisierungsprozesse und Industriekultur in Leipzig. Beiträge zum Tag der Stadtgeschichte, 19. und 20. Oktober 2018, Leipzig 2021 (Leipziger Universitätsverlag); darin:
  2. Grundlagen des Industrialisierungsprozesses in Leipzig im 18. und frühen 19. Jahrhundert
  3. (zus. m. Andrea Bonoldi / Marie-Claude Schöpfer) Oeconomia Alpium II: Wirtschaftsgeschichte des Alpenraums in vorindustrieller Zeit. Fallstudien zu zentralen Forschungsfeldern, Berlin / Boston 2021 (de Gruyter); darin:
  4. Oeconomia Alpium: A Concept Takes Shape, S. 171-182
  5. Die Gründung des Banco Publico und seine Bedeutung für die Nürnberger Wirtschaft in reichsstädtischer Zeit, in: Norica. Berichte und Themen aus dem Stadtarchiv Nürnberg 17, 2021, S. 45-55

sowie mehrere Rezensionen.

Darüber hinaus möchte ich drei Projektplanungen erwähnen, die – auch wenn sie noch nicht veröffentlichungsreif sind – trotzdem ein wesentlicher Ertrag meiner Forschungen am Wissenschaftskolleg sind:

  1. DFG-Fortsetzungsantrag (mit PD Dr. Mechthild Isenmann) zum Thema: „Das Resilienz-Management oberdeutscher Handelshäuser im 16. Jahrhundert“
  2. Antrag bei der Sächsischen Akademie der Wissenschaften (mit PD Dr. Heinrich Lang) zum Thema: „Die transkulturelle Geschichte der Buchführung von der Kommerziellen zur Industriellen Revolution (1100–1800)“
  3. DFG-Antrag (mit Prof. Dr. Dörte Schmidt) zum Thema: „Die Unternehmensgeschichte des Leipziger Musikverlages Breitkopf & Härtel (18. bis Mitte 20. Jahrhundert)“

Alle drei Anträge sollen 2022 eingereicht werden.