Professorin Dr. Susanne Foellmer

Alfried Krupp Senior Fellow
(Oktober 2022 - September 2023) 

  • Studium der Angewandten Theaterwissenschaft an der JLU Gießen, Promotion an der Freien Universität Berlin
  • Professorin in Dance Studies am Centre for Dance Research (C-DaRE) der Coventry University, UK
  • Dramaturgin, u.a. für Meg Stuart und Jeremy Wade; Gründungsmitglied des Dachverband Tanz Deutschland (2004); aktuell im Vorstand der Organisation Coventry Dance sowie Mitglied im Projektbeirat für die Konzeptionsphase eines Hauses für Tanz und Choreografie, Tanzarchiv und Tanzvermittlungszentrum Berlin

Fellow-Projekt: „Protest-Bewegungen: Choreografie als Instrument zur Gestaltung und Analyse von Dynamiken in aktuellen Situationen von Widerstand“

Choreographie wird traditionell als das (Auf-)Schreiben von Bewegung oder Gestalten einer tänzerischen Arbeit verstanden. In jüngster Zeit etabliert sich ein erweiterter Begriff von Choreographie, auch in Bereichen, in denen die strukturierte Anordnung von Bewegungsphänomenen relevant ist: in sozialen und ökonomischen Feldern wie Arbeitsorganisation bis hin zur Zellbiologie oder organischen Chemie.
In politischen Kontexten kann Choreographie zugleich als Praxis- und Analyseinstrument dienen, um Dynamiken etwa in Situationen von Widerstand neu zu gestalten und zu verstehen. Das heißt: Choreographie ist einerseits Mittel zum Zweck, Proteste zu strukturieren, so in getanzten Flashmobs, oder auch Hilfsmittel um Kundgebungen in Zeiten von körperlichen Versammlungsverboten wie einer Pandemie zu ermöglichen. Andererseits können Aspekte des Choreographischen Machtverhältnisse identifizieren, die sich im Spannungsfeld der Opposition zu staatlichen Organen, aber auch innerhalb von sozialen Bewegungen selbst ergeben. Das doppelte Verfahren des An-ordnens von Bewegung spielt also eine zentrale Rolle. Dabei wird auch evident, wie aktuelle Proteste im öffentlichen physischen und im digitalen Raum sozialer Medien miteinander verknüpft sind, als weitere Gestaltungsebene politischer Anliegen. Choreografie erwirkt dann wiederum ein ästhetisches Momentum in der Verbreitung von sozialen und politischen Forderungen.