Professorin Dr. Miriam Rose

Alfried Krupp Senior Fellow
(Oktober 2022 - September 2023) 

  • Inhaberin des Lehrstuhls für Systematische Theologie an der Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Fellow-Projekt: „Ethik der Individualität in der Frühromantik“

Ethik der Individualität – dies scheint einen Widerspruch oder zumindest eine starke Spannung zu enthalten. Durch den Aufklärungsphilosophen Immanuel Kant, aber auch schon vor und nach ihm, verbindet Ethik sich mit der Vorstellung einer universalen Geltung von Normen, unabhängig von der individuellen Person. Die Bewegung der Frühromantik um 1800 dagegen fokussiert Individualität als ethisches Gut. Statt das Individuelle in bestimmten Grenzen nur zuzulassen, wird die Entfaltung des Individuellen selbst zur ethischen Grundaufgabe.
In der ethischen Orientierung der Gegenwart stehen lebensweltlich beide Perspektiven auf Ethik nebeneinander, einander relativierend oder ausschließend. Eine theoretisch-praktische Vermittlung von ethischer Universalität und ethischer Individualität erscheint dringend, auch im Horizont des Klimawandels.
Das Buchprojekt fragt mit Gegenwartsinteresse danach, wie die frühromantischer Denker:innen die ethische Spannung von Universalität und Individualität bearbeiteten und welche Ausdrucksformen sie entwickelten.


Ergebnisse des Fellowships

I Die zentrale Rolle des Kreativitäts-Begriffs in der gegenwärtigen westlichen Kultur und die theologischen Vorbehalte
Kreativität ist ein Schlüsselbegriff gegenwärtiger Kultur. Viele Menschen messen sich daran, inwiefern ihre Lebensführung, ihr Beruf, ihre Freizeitgestaltung kreative Möglichkeiten eröffnet. Der Soziologe Andreas Reckwitz nennt das die „Kulturalisierung“ der Gesellschaft.
Dieser zentralen Rolle der Kreativität für gegenwärtige gesellschaftliche Selbstverständigungsdebatten steht eine große Zurückhaltung der Theologie gegenüber, sich mit diesem Begriff auseinanderzusetzen.
Mögliche theologische Vorbehalte angesichts des Kreativitätsbegriffs lassen sich in folgenden Aspekten fokussieren: a) Die Wertschätzung von Kreativität könnte ein leistungsbezogenes Menschenbild affirmieren, in welchem der Mensch allein über seine Aktivität und seine Produkte definiert wird. Die zum Menschsein ebenso gehörige Passivität, Empfänglichkeit, Fragilität und Verwundbarkeit käme allein als Defizit und Hindernis vor. b) Die positive Rede von menschlicher Kreativität könnte die Egalität und gleiche Würde aller Menschen überdecken, indem dann einzelne besonders kreative Menschen hervorgehoben werden. Tendenzen hin zu einem Geniekult behindern Bemühungen um gerechte Lebensverhältnisse und gleiche Lebenschancen für alle Menschen, insbesondere auch für Menschen mit Behinderungen, mit gesundheitlichen Einschränkungen oder mit weniger ausgeprägten erkennbaren Begabungen. c) Die Hochschätzung von Kreativität könnte, wie es Reckwitz in seinen Analysen auch vorführt, einer Ästhetisierung der Weltwahrnehmung Vorschub leisten und damit auch die ethische Dimension überdecken oder gar leugnen.
Ein eingehender Blick auf die interdisziplinäre Kreativitätsforschung der letzten Jahrzehnte zeigt, dass die möglichen Vorbehalte nicht zutreffen; weder befördert das gegenwärtige Verständnis von Kreativität ein rein aktivistisches Menschenbild noch einen Geniekult noch eine primär ästhetische Weltwahrnehmung.
Im Folgenden soll ein Einblick in aktuelle Kreativitätsforschungen gegeben werden, um diese Thesen zu untermauern.

II Die interdisziplinäre Kreativitätsforschung
Die m.E. beste Arbeitsdefinition von Kreativität stammt von Jonathan Plucker lautet: „Creativity is the interaction among aptitude, process, and environment by which an individual or group produces a perceptible product that is both novel and useful as defined within a social context.“ 1
Kreativität wird hier als Interaktion verstanden, also als Wechselwirkung, in welcher das Individuum mit seinen Fähigkeiten von seiner Umgebung (im weitesten Sinne) empfängt und aufnimmt, was in Wechselwirkung mit einem zeitlichen Prozess dazu führt, dass das Individuum (oder eine Gruppe) etwas hervorbringt. Diese Definition nimmt gleichermaßen die Relationalität aller menschlichen Existenz und daher auch aller menschlichen Vollzüge ernst, wie auch die personale (auch als Gruppe geteilte) Urheberschaft und Verantwortung für die einzelnen Vollzüge. Relationalität und Individualität, Empfänglichkeit und Verantwortung werden hier aufeinander bezogen und nicht gegeneinander ausgespielt.

Was besagt die angeführte Definition für die Frage danach, inwiefern Kreativitätsforschung ein einseitig aktivistisches Menschenbild impliziert inwiefern das Ästhetische im menschlichen Weltverhältnis überbetont und inwiefern ein Geniekult oder Ähnliches befördert wird.

Im Stichwort „interaction“ sind anthropologisch Empfänglichkeit und Berührbarkeit, aber auch Verwundung und Begrenzung enthalten. Die Umgebung ermöglicht und begrenzt, behindert und fordert heraus, was der einzelne Mensch gestaltet. Ohne dass sie explizit genannt wird, ist damit auch die Leiblichkeit des Menschen mit im Blick: Die Interaktion mit dem, was den Menschen umgibt, geschieht in und durch seinen Leib, durch das Hören und Sehen, das Tasten, Schmecken und Riechen, durch den Stoffwechsel.

In keiner Weise wird in dieser Definition Kreativität auf das Feld des Ästhetischen oder Künstlerischen festgelegt. Kreativität kann sich auf alle möglichen Arten von „Produkten“ beziehen, das können auch ethische Entscheidungen, technische Erfindungen, soziale Gemeinschaftsformen oder religiöse Ideen sein. Die moderne Kreativitätsforschung löst die enge gedankliche Verbindung von Ästhetik und Kreativität und weitet Kreativität auf alle kulturellen Bereiche des menschlichen Daseins aus. Dementsprechend lässt sich von sozialer, politischer, technischer, therapeutischer, theologischer, auch existentieller Kreativität sprechen.

Beispielsweise ließe sich im Anschluss an die obige Definition von Plucker dann moralische Kreativität so definieren: Moralische Kreativität ist die Beziehung zwischen Fähigkeit, Prozess und Umgebung, durch welche ein Individuum eine Lösung für ein moralisches Problem hervorbringt, welche zugleich neu und sinnvoll ist bezogen auf die konkreten Lebensumstände. Neu meint hier insbesondere, dass eine bisher nicht offensichtliche Lösung gefunden wurde, die über die offensichtlichen Alternativen hinausreicht. Viele moralische Probleme haben die Struktur, dass alle offensichtlichen möglichen Umgangsweisen mit dem Problem gravierende moralische (und andere) Nachteile haben. Eine bisher noch nicht diskutierte oder gelebte Umgangsweise zu finden, die zumindest weniger Nachteile und mehr Vorteile hat als die offensichtlichen Lösungen ist Vollzug von moralischer Kreativität.

Die Frage, inwiefern einzelne besonders kreative Menschen auf Kosten der gleichen Würde und der gleichen Rechte aller Menschen hervorgehoben werden, lässt sich aufgrund der gegebenen Definition nicht beantworten. Dazu ist ein Blick auf Tendenzen und Fragestellungen der Kreativitätsforschung wichtig, über die Frage der bloßen Definition hinaus.

Einschlägig sind hier die Forschungen zu Kreativitätstypen. Während in der älteren amerikanischen Forschung lediglich zwei Typen (Big-C und little-c-Creativity) unterschieden wurden, fand in den letzten Jahren eine Ausweitung auf mindestens vier Typen statt, die vor allem alle Kreativitätsweisen erfassen wollte, die nicht zu den spektakulären Spitzenleistungen gehören.

Big-C. Diese Kategorie ist in der Forschung schon lange etabliert. Sie ist den kreativen Spitzenleistungen vorbehalten, welche in der Menschheitsgeschichte bleibend erinnert werden. Diese Spitzenleistungen reichen von den wissenschaftlichen Leistungen Einsteins über Beethovens Kompositionen hin zu Monets Landschaftsbildern.⁠2

Pro-c. Die Kategorie steht für eine Kreativität von Menschen, die in einem Feld professionell arbeiten bzw. professionell geschult sind, ohne dass sie in diesem Feld eine Big-C Kreativität erreichen bzw. schon erreicht haben, genauer: ohne dass festgestellt werden könnte, ob sie die Big-C Kreativität erreicht haben. Eine interessante Forschungsthese besagt, dass sich mindestens 10 Jahre vorbereiten bzw. üben muss, wer in einem bestimmten Feld Weltklasse-Niveau an Expertise erreichen will.⁠3

Little-c. Diese bisher schon in der Forschung breit vertretene Kategorie bezieht sich auf kreative Tätigkeit, die auch Nicht-Profis jeden Tag ausüben können. Als Beispiel können Freizeitbeschäftigungen dienen, die sich durch subjektive Innovation auszeichnen: Bilder malen, Blumen arrangieren, Möbel entwerfen und selbst schreinern oder interessante, selbstausgedachte Menüs kochen. In dieser Hinsicht argumentieren viele Ratgeber oder Kursangebote, dass allen Menschen diese Art von Kreativität möglich ist und dass sie gefördert und entwickelt werden kann.

Mini-c: Neu führen Kaufman und Beghetto diese Kategorie ein, verstanden als „novel and personally meaningful interpretation of experiences, actions, and events“. Mit dieser Definition soll der Entwicklung von Ideen und Gedanken, insbesondere auch in Lern- und Bildungsprozessen, eine eigenständige Aufmerksamkeit geschenkt werden. Auch dann kann Kreativität wirksam sein, wenn sie sich (noch) nicht in Werken, Texten oder sichtbaren Handlungen ausdrückt. Auch Gedanken oder Interpretationen, die eine Person für sich behält, können kreativ sein. Der Unterschied zur little-c Kreativität besteht darin, dass bei dieser die Kreativität sich in Werken, Handlungen, Ergebnissen zeigt, während bei jener die mentale Aktivität im Vordergrund steht. Hier wird bereits die Tätigkeit des Interpretierens und der inneren Verbindung als kreativ gewertet. Das Erkenntnisinteresse der Forschenden zielt darauf, Kreativität bei Lernenden, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, in ihren allerersten Ausprägungen wertzuschätzen, zu verstärken und zu fördern.

Die gegenwärtige Kreatitivätsforschung interessiert sich also mindestens genauso für die Kreativität, die allen Menschen möglich ist, die den Alltag prägt und somit alle Menschen verbindet, wie sie die Spitzenleistungen an Kreativität untersucht.

III Die produktive Aufnahme der Rede von menschlicher Kreativität in die theologische Forschung
Für die theologische Forschungfokussiere ich mich auf drei Bereiche. Ich beziehe Kreativität auf die Tätigkeit theologischer Forschung selbst (theologische Kreativität). Weiter interessiert mich, was menschliche Kreativität für christliche Anthropologie bedeutet, für das Verständnis der Menschen als Geschöpfe Gottes, als Sünder:innen und als Erlöste. Schließlich frage ich danach, inwiefern Kirche einen Ort oder einen Vollzug von Kreativität darstellt.

1. Theologische Kreativität
Systematische Theologie ist (und war schon immer) darin kreativ, dass sie aus einer Pluralität von Ausdrucksweisen des christlichen Glaubens auswählen muss, was sie als wesentlich ansieht. Dann bedarf es einer Verbindung und Synthese einzelner solcher wesentlicher Momente zu einem Zusammenhang, der auch noch Gegenwartsdiagnosen immer implizit oder explizit beinhaltet. Selbst die Theolog:innen, die sich relativ exklusiv auf nur einen theologischen Entwurf beziehen, an den sie anknüpfen, tun das doch mit einem veränderten Gegenwartsbezug und bringen verschiedene andere Impulse in die Interpretation dieses Entwurfs ein. Die Grade an Kreativität unterscheiden sich daher gewiss beträchtlich in der Arbeit der einzelnen Theolog:innen, aber ohne Kreativität ist theologische Arbeit nicht möglich. Die Theologiegeschichte ist eine Geschichte kreativer Transformationen der theoretischen Reflexionsgestalten des christlichen Glaubens. Das gilt nicht erst für die Neuzeit oder die Moderne, sondern bereits für die Theologiegeschichte seit ihren ersten Anfängen. Anders vielleicht als in bestimmten philosophischen Disziplinen neigen die Wissenschaftler:innen in der Theologie dazu, diese ihre kreative Tätigkeit entweder möglichst unsichtbar zu machen oder ihre Bedeutung zu minimieren. Daher stellt die Einsicht in die kreative Dimension jeder theologischen Theorie-Arbeit eine Selbstaufklärung dar.

2. Kreativität des Menschen als Geschöpf, als Sünder und als Erlöster
Anthropologie stellt ein zentrales Thema der Theologie dar, bei welchem zugleich die interdisziplinären Bezüge und Debatten sich als besonders relevant oder herausfordernd zeigen.

Von der geschöpflichen Kreativität des Menschen zu sprechen, verknüpft verschiedene christliche/biblische Bestimmungen des Menschen auf neue Weise. In der Kreativität ist die grundlegende Relationalität des Menschen als seine ontologische Verfasstheit und als seine ethische Gestaltungsaufgabe ausgesagt. Dann ist damit ein gemeinschaftsbezogenes Individualitätsverständnis mit impliziert. Jeder Mensch ist eine individuelle Darstellung des Allgemeinen (so im Anschluss an Friedrich Schleiermacher). Die einzelne Individualität ist als solche unreduzierbar, wertvoll, notwendig, wie auch seiner Bestimmung nach auf das Allgemeine bezogen. Kreativität bringt entsprechend Neues (Individuelles) hervor, bezogen auf und relational zu einem sozialen Kontext (wie weit auch immer der gefasst wird). Zur Individualität des Menschen gehört auch, dass dieser in keinem konkreten sozialen Kontext aufgeht, nie völlig nur zu einer sozialen Gemeinschaft gehört, sondern immer auch mit Fremdheits- und Einsamkeitserfahrungen zu kämpfen hat und auf weitere Kontexte bezogen ist, seien diese zukünftig, vergangen oder physisch entfernt. Das gehört wesentlich zu menschlicher Kultur: nicht nur im Hier und Jetzt zu leben, sondern immer zugleich auch bezogen auf zeitlich, räumlich oder anders Entferntes. Die eigene Kreativität kann daher Menschen etwas bedeuten, die jenseits des eigenen unmittelbaren sozialen Kontextes leben, wie auch die meisten Menschen von der Kreativität anderer Menschen leben, die lange Geschichte sind oder weit entfernt arbeiten. Der Mensch in seiner Kreativität ist auch dazu bestimmt, andere in ihrer Kreativität anzuregen, sie zu beflügeln und ihr Raum zu lassen. Kreativität verdankt sich dem (neu) Anfangenkönnen des Menschen, seiner Gebürtlichkeit (Hannah Arendt), und macht diese erfahrbar.

Die Formen der Sünde zeigen sich auch im kreativen Gestalten des Menschen. Menschen können die eigene Kreativität leugnen, sie absichtsvoll nicht entfalten, sich von ihr entfremden lassen. Das hängt immer auch damit zusammen, dass Menschen die Kreativität anderer unterdrücken, neiden, klein reden, erschweren oder manipulieren. Ebenso kann eigene Kreativität dazu verwendet werden, andere zu dominieren, sich über andere zu erheben oder anderen zu schaden, auch wenn die eigentlichen kreativen Produkte sinnvoll und gut sind. Mit der eigenen Kreativität können auch Monopol-Ansprüche erhoben werden, das gilt für die Kunst ebenso wie für wissenschaftliche oder auch religiöse Kontexte.
Die Kreativität, welche sich mit erlöstem Dasein verbindet, zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihrer Fragilität, ihrer Verdanktheit und ihrer Relationalität bewusst ist. Mut und Demut zeichnen sie gleichermaßen aus. Hier wird Selbstbewusstsein ohne Eitelkeit möglich und kreative Hingabe ohne Besessenheit.
Diese überaus skizzenförmigen Ausführungen zur Kreativität als Thema theologischer Anthropologie seien nun noch ergänzt durch Überlegungen zur Kirche als Ort von Kreativität.

3. Die Kirche als Ort von Kreativität
Hier folge ich dem Ansatz der amerikanischen Theologin Kathryn Tanner (Theology of Culture). Für sie ist Kirche ein Prozess, in welchem Menschen sich darüber verständigen, was Nachfolge/Jünger:innenschaft bedeutet. Verständigung bedeutet keineswegs Konsensfindung, sondern bedeutet Gespräch, Aushandlung, Reibung und Konflikte. Angesichts der Individualität jedes Menschen und der Einzigartigkeit seiner Situation und der Situation einer konkreten christlichen Gemeinschaft kann es keine festgefügten Konsense darüber geben. Es scheinen nur Ergebnisse auf dem Weg und Arbeits-Thesen auf. Jede Konsens-Formulierung erfährt sogleich eine individuelle Interpretation und situative Aneignung.

Die Kreativität dieses Verständigungsprozesses hängt eng mit der schon genannten theologischen Kreativität zusammen. Alle Christ:innen müssen aus der Fülle von christlichen Zeugnissen, Texten, Ritualen auswählen, was sie für wesentlich christlich halten. Sie müssen diese Elemente mit ihrem Leben in Zusammenhang bringen und nach ihnen gemäßen Ausdrucksformen suchen. Die meisten Christ:innen würden das so ausdrücken, dass sie versuchen, ihre Berufung durch Gott und ihren individuellen Weg der Nachfolge zu verstehen. Diese kreativen Synthesebildungen entfalten sich dynamisch, oft schon innerhalb eines Kirchenjahres, vor allem aber auch biographisch.

Was hier vor allem für Christ:innen als Individuen gesagt wurde, kann genauso auf einzelne Gemeinden und Kirche bezogen werden. Der katholische Bischof von Magdeburg versteht das Dasein der katholischen Minderheit in Ostdeutschland (und zuvor in der DDR) als „schöpferische Minderheit“. Damit meint er vor allem, dass sich diese Gemeinden nicht auf Vorbilder von Gemeinde/Kirche in anderen Regionen beziehen können, sondern neue und andere Formen von Kirchesein entwickeln müssen.

IV Fazit
Eine Theologie der Kreativität sollte aber nicht nur Kreativität theologisch reflektieren, sondern theologische Kreativität auch anregen, befördern und selbst darstellen. Die vielfältigen Herausforderungen der Gegenwart werden dramatische Transformationsprozesse in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in allen Lebensbereichen erzwingen. Diese sind nur zu bewältigen mit Kreativität und Resilienz. Kirchen und universitäre Theologien können dabei eine wesentliche, eine kompetente Rolle spielen: Denn in der (christlichen) Religion, im christlichen Glauben geht es stets um Transformation des menschlichen Lebens, in der Verbindung von Empfänglichkeit und befreiter Selbsttätigkeit. Kreativität ist das ureigene Thema von Glaube, Religion und Theologie.

1 Jonathan A. Plucker u.a.: Why Isn’t Creativity More Important to Educational Psychologists? Potentials, Pitfalls, and Future Directions in Creativity Research, in: Educational Psychologist 39 (2004), 83-96, 90.
2 Gerade auch in der Kreativitäts-Forschung wird die kulturelle Diskriminierung deutlich: Die Leistungen von Frauen, von Schwarzen, von Künstler:innen aus nicht-westlichen Kulturen wird viel weniger thematisiert.
3 James C. Kaufman / Ronald A. Beghetto: Beyond Big and Little: The Four C Model of Creativity, in: Review of General Psychology 13 (2009) 1-12, 5.