Daniel Misselbeck-Wessel, Ph.D.

Alfried Krupp Junior Fellow
(Oktober 2023 - September 2024) 

  • Studium der Mathematik in München, Berlin, Trient und Verona. Promotion (Dott. Ric. / PhD) in Trient (2018).
  • Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Mathematischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München (2021), bis 2022 Postdoc an der Fakultät für Informatik der Universität Verona, Lehrbeauftragter am Institut für Philosophie der Universität Greifswald

Fellow-Projekt: „In Search of Gentzen's Lost Work on the Foundations of Arithmetic and Analysis“

Der von Widersprüchen befeuerte Grundlagenstreit zählt zu den prägenden Herausforderungen der Mathematik des frühen 20. Jahrhunderts. Mit der Forderung eines nachweislich widerspruchsfreien Fundaments begründete das Hilbertprogramm die metamathematische Perspektive. Es handelte sich um ein Vorhaben, das sich in Anbetracht der Gödelschen Unvollständigkeitssätze als in seiner ursächlichen Ambition undurchführbar erweisen sollte. Es gelang Gerhard Gentzen (Greifswald 1909 - Prag 1945), die von den Gödelschen Sätzen geschaffene Situation zu entspannen. Die Herausarbeitung seiner Schlusssysteme und der Widerspruchsfreiheitsbeweis für die Zahlentheorie zeugen noch heute von Brillanz und weitreichendem Einfluss. Gentzen fiel den Nachwirren des Zweiten Weltkriegs zum Opfer. Es ist einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass im Jahr 1984 zwei Mappen handgeschriebener Manuskripte gefunden wurden, doch es sollten weitere Jahrzehnte vergehen, ehe dieses Erbe seinen Wert offenbaren durfte. Die Entschlüsselung der Schriften ist ein Unterfangen, das abermals und nicht zuletzt aufgrund einer innewohnenden Schwierigkeit ins Stocken geraten ist: Die Notizen wurden stenographisch verfasst. In diesem Projekt werden Schritte hin zu einer umfassenden Transkription unternommen. Gentzens unbekannte Aufzeichnungen zur Beweistheorie der Arithmetik und Analysis sollen einem breiteren Kreis zugänglich gemacht werden.