
Professorin Dr. Elif Özmen
Senior-Fellow, April bis September 2026
Justus-Liebig-Universität Gießen
- Seit 2016 Professorin für Praktische Philosophie an der Justus-Liebig-Universität Gießen, zuvor Professur in Regensburg (ab 2012)
- 2010 Habilitation an der LMU München zu Rechtfertigungsfragen im Liberalismus; 2004 Promotion an der HU-Berlin mit einer Arbeit zum Verhältnis von Moralität, Rationalität und gutem Leben
- Studium der Philosophie, Wissenschaftsgeschichte, Literaturwissenschaft in Frankfurt und Göttingen (M.A. 1999)
Fellow-Projekt: „Un/Gerechtigkeit. Zur philosophischen Relevanz asymmetrischer Gegenbegriffe“
Das Gros der zeitgenössischen Philosophie macht die negativen Seiten der Moral und Gerechtigkeit (wie Gewalt, Tötung, Ausbeutung, Sklaverei) gar nicht oder nur über Umwege zum Gegenstand philosophischer Reflexionen. Ein Grund für diese Leerstellen ist die Unzulänglichkeit der Darstellung normativer Gegenbegriffe als bloße Negation und Kontradiktion. Diese Sichtweise wird in dem Projekt durch eine Untersuchung der Struktur, Logik und normativen Funktion von „asymmetrischen Gegenbegriffen“ kritisch reflektiert und konstruktiv erweitert werden.
Der erste, konzeptionell ausgerichtete Projektteil legt verschiedene Asymmetrien normativer Gegenbegriffe offen, mit denen der tradierte begriffliche und geltungstheoretische Vorrang der Gerechtigkeit vor Ungerechtigkeit kritisch evaluiert werden kann. Im zweiten, inhaltlich motivierten Projektteil wird Ungerechtigkeit als Furcht vor Grausamkeit spezifiziert. Diese lässt sich, so die leitende These, durch die allgemein-menschliche Gewaltfähigkeit und darauf beruhende Möglichkeit, Attraktivität und Rationalität von Gewalthandlungen besser begründen, als durch die Gewaltaversion, gar Gewaltvergessenheit einflussreicher Gerechtigkeitstheorien.