Gefundene Chroniken oder erfundene Texte? Ein gelehrter Jurist, seine ritterliche Familie und das Problem der Uhr im Capodilista-Kodex

Sie reiten verziert mit Blattgold und in farbiger Ausstattung über die Pergamentblätter oder sind miteinander in den Arkaden eines Innenhofes ins Gespräch vertieft: die Ritter, Kleriker und Gelehrte der Familie Capodilista aus Padua in der als Capodilista-Kodex bekannten Handschrift. Die Handschrift entstand vermutlich 1434 auf dem Konzil von Basel, entworfen und geschrieben durch den venezianischen Diplomaten Giovan Francesco Capodilista. Der Vortrag beleuchtet, wie der gelehrte Jurist Capodilista in Text und Bildern eine über mehrere Jahrhunderte zurückreichende Familiengeschichte konstruiert, dabei Chroniken findet oder erfindet, und zeichnet nach, wie genau eine im späten 14. Jahrhundert entwickelte Uhr in ein Wappen aus dem Frühmittelalter geraten konnte.

Kristina Odenweller promovierte von 2010 bis 2015 an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau. Nach ihrer Promotion war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität zu Köln tätig und übernahm Lehraufträge an der Universität Frankfurt am Main. Nach einer Ausbildung zur Archivarin ist sie seit 2020 am Institut für Stadtgeschichte in Frankfurt am Main tätig.

Moderation: Professorin Dr. Monika Unzeitig


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