Paulus erfunden, aber nicht erlogen. Der Epheserbrief des Neuen Testaments als fiktiver Paulusbrief

Dass die als „Epheserbrief“ des Paulus im Neuen Testament überlieferte Schrift nicht von Paulus ist, sondern ein Pseudepigraph, ist in der liberal geprägten historisch-kritischen Exegese inzwischen unumstritten und kein Grund mehr zur Aufregung. Kaum reflektiert wird aber, dass eine solche Schrift methodisch anders interpretiert werden muss als die echten Briefe des Paulus. Doch es macht einen Unterschied, ob man den Text als „Fake“ eines Paulusbriefes oder als eine auf Durchschaubarkeit angelegte Fiktion auslegt. Der Vortrag schlägt vor, den Epheserbrief als einen fiktiven Paulusbrief zu interpretieren, und diskutiert die methodischen und hermeneutischen Konsequenzen.

Christine Gerber ist Professorin für Neues Testament und lehrt seit 2005 am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität in Hamburg, ihrer Heimatstadt. Promoviert wurde sie 1996 an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit einer Arbeit über den jüdischen Historiker Flavius Josephus; an der Humboldt-Universität zu Berlin habilitierte sie 2005 mit einer Studie über ekklesiologische Metaphorik der Paulusbriefe. Während ihrer Qualifikationsphase hat sie an diesen Universitäten gearbeitet und ein DFG-Projekt eingeworben. Christine Gerber ist Mitherausgeberin von Fachzeitschriften und wirkt in wissenschaftlichen und kirchlichen Gremien, unter anderem für die 2017 abgeschlossene Revision der Lutherbibel. Im Wintersemester 2017/18 ist sie Senior Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald.

Moderation: Professor Dr. Christfried Böttrich


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