Traumatisierte Christologie. Das Markusevangelium und die Tempelzerstörung des Jahres 70

Am Ende des Jüdischen Krieges (66–70 n. Chr.) wurden Jerusalem und sein Tempel von den Römern zerstört. Die damalige Anhängerschaft Jesu sah sich nun mit der Frage konfrontiert, ob die frohe Kunde vom Heilswirken ihres Meisters und von der Nähe des Gottesreiches nicht auf einem Irrtum beruhte. Das in jener Zeit entstandene Markusevangelium lässt sich verstehen als der Versuch, diese verstörende Frage in poetischer Form zur Geltung zu bringen. Der Text hält an der Messianität Jesu fest, präsentiert diesen Jesus aber gleichzeitig als einen gescheiterten Messias. Der Vortrag konzentriert sich auf die Episoden vom »Scherflein der Witwe« (Mk 12,38–13,2) und von der »Salbung von Bethanien« (Mk 14,3–9).

Nach dem Studium in Göttingen, Heidelberg, Jerusalem, Berlin und Tübingen wurde Andreas Bedenbender 1999 an der Humboldt-
Universität zu Berlin mit einer Arbeit zur frühjüdischen Apokalyptik promoviert. Im Anschluss an ein Jahr als Junior Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald habilitierte er sich 2013 an der Universität Paderborn mit einer Arbeit zum Markusevangelium: Frohe Botschaft am Abgrund. Das Markusevangelium und der Jüdische Krieg. 2019 erschien, ebenfalls zum Markusevangelium, Der gescheiterte Messias. Gegenwärtig unterrichtet Andreas Bedenbender Neues Testament an den Universitäten Essen und Wuppertal.

Moderation: Professor Dr. Christfried Böttrich


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