Privatdozent Dr. Leonhard Fuest

Alfried Krupp Junior Fellow 
(Oktober 2011 - September 2012)

  • Geboren 1967 in Münster 
  • Studium der Germanistik, Psychologie und Philosophie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster 
  • Privatdozent am Institut für Germanistik II der Universität Hamburg 

Fellow-Projekt: "Poetopharmaka: Heilmittel und Gifte in Literatur und Medien"

Was wird aus dem Lesen und Schreiben, da wir (immer mehr) klicken? Was widerfährt uns im Zuge der sogenannten Nutzung des Internets? Solche und andere Fragen verbinden medien-, literatur- und kulturtheoretische mit neurophysiologischen, psychologischen und gar pharmakologischen Thesen. Neologistisch gefasst: Es geht umpoetopharmaka, poetische Heilmittel, Gifte und Drogen, die vor allem mit Blick auf ihre Medialität und Materialität beschreibbar (und produzierbar) sind. Seine Spezifizierung und Plausibilisierung erfährt dieserpharmakopoetologische Zugriff zunächst über den Hinweis auf die seit der Antike vorgenommene Definition der Schrift als pharmakon. Bei Platon wird die These diskutiert, ob die Schrift heilsam oder giftig sei, insofern sie etwa das Gedächtnis des Menschen vor allem entlaste oder aber im Gegenteil verkümmern lasse. Heute befinden wir uns in einer ähnlich radikalen, medialen Umbruchsituation, welche durch das Internet markiert ist. Und so steht neuerlich die Diskussion an, inwieweit dieses neue Medium vergiftend oder heilsam sein kann. Mit dem Wortpoetopharmakon wird der Fokus auf diese Problematik insofern verengt, als gefragt wird, was aus dem höchstentwickelten Elaborat des Gutenbergzeitalters, das wirkungsästhetisch recht gut erfasst zu sein scheint: der (gedruckten) Literatur nämlich, eigentlich wird, wenn der mediale Kontext und mit ihm das Rezeptionsverhalten einer grundlegenden Veränderung unterworfen sind.

Fellow-Bericht im Studienjahr 2011/12