Dr. Tatjana Tarkian

Alfried Krupp Junior Fellow 
(Oktober 2012 - September 2013)

  • Geboren 1967 in Hamburg 
  • Studium der Philosophie, Deutschen Philologie, Politikwissenschaft und Pädagogik an der Georg-August-Universität Göttingen, der University of California at Davis und der University of California at San Diego 
  • Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Philosophie der Universität Erfurt 

Fellow-Projekt: "Elemente einer empirisch informierten philosophischen Ethik"

Eine Vielzahl von Forschungsfeldern berührt den Gegenstandsbereich der philosophischen Ethik, insofern sie die menschliche Fähigkeit zur Moral, moralische Normen, Praktiken und Urteile zu erklären versuchen – etwa die Fähigkeit zum psychologischen Altruismus, die Genese des Gewissens oder bestimmte moralische Überzeugungen, Emotionen und Intuitionen. Zu diesen Feldern zählen neben der Evolutionsbiologie, der Paläoanthropologie und Kulturanthropologie die Neurowissenschaft und Psychologie, aber natürlich auch die Soziologie und Sozialgeschichte. Viele jüngere und aktuelle Beiträge zur philosophischen Ethik sind mehr oder weniger ausdrücklich von der Vorstellung geprägt, dass empirische Fragen letztlich irrelevant oder jedenfalls kaum von nennenswerter Bedeutung für die philosophische Ethik sind. Anhänger dieser philosophischen Orientierung rücken gewöhnlich die Autonomie der Ethik in den Vordergrund. Umgekehrt flirteten in den vergangenen Jahrzehnten auch einige wenige Autoren mit der Vision, die Ethik lasse sich so radikal naturalisieren, dass sie mehr oder weniger restlos in empirischen Disziplinen aufgehen werde.

Mein Forschungsvorhaben ist von der Überzeugung getragen, dass eine radikale Naturalisierung der Ethik ebenso scheitert, wie eine philosophische Ethik wenig attraktiv ist, welche es vorzieht, die Ergebnisse der genannten Disziplinen mit Blick auf die menschliche Moral zu ignorieren. Gegenstand des Projekts ist die Untersuchung der Frage, inwiefern empirische Erkenntnisse und Hypothesen einerseits für die normativ-ethische Reflexion und andererseits für Grundlagenfragen der Ethik relevant sein können. Dabei betrachte ich verschiedene Teilfragen, so zum Beispiel: Welchen Beitrag kann eine Erklärung der moralischen Fähigkeit des Menschen und des moralischen Urteilens für Fragen der moralischen Epistemologie leisten? Können neurowissenschaftliche Beiträge für die Moraltheorie fruchtbar gemacht werden, und wenn ja, wie? Was lässt sich aus der Geschichte moralischen Wandels lernen – insbesondere für normative Fragen? 

Fellow-Bericht im Studienjahr 2012/13