Dr. Lars Karl

Alfried Krupp Junior Fellow
(Oktober 2015 – September 2016)

  • Geboren 1973 in Lauterbach (Hessen)
  • Studium der Osteuropäischen Geschichte und Politikwissenschaft
    an den Universitäten Tübingen, Helsinki und Moskau
  • Habilitand an der Universität Leipzig

Fellow-Projekt: "Zwischen Zaporoger Sič und Doppeladler: Identitätskonzepte der russländischen und ukrainischen Kosakenbewegung zwischen Slaventum, Nation und Imperium"

Die Tatsache, dass es sich bei den neu gegründeten Kosakenvereinigungen nicht nur um Folkloregruppen handelt, welche sich auf das Tragen der traditionellen Uniformen beschränken, wird schnell aus deren Statuten und Programmen ersichtlich, in denen u.a. von weitgesteckten politischen Zielsetzungen die Rede ist. Bei der Volkszählung im Jahr 2010 gaben etwa 67 000 Menschen in der Russländischen Föderation als Nationalität „Kosake“ an, die meisten von ihnen leben im Süden des Landes. Wesentlich mehr – knapp eine Million – haben sich bis dato in ein seit dem Jahre 2005 bestehendes Kosakenregister eingetragen. Zudem existieren in allen Teilen der Russischen Föderation seit Beginn der neunziger Jahre Hunderte unabhängige gesellschaftliche Vereinigungen mit Zehntausenden Mitgliedern. Auch in der Ukraine knüpfte man im Kontext post-kommunistischer Identitätsbildung an historische Traditionen des Kosakentums an. Dies geschah insbesondere auf der Ebene des Staates, der kosakische Symbole übernahm und den Geschichtsmythos von den Kosaken als Begründern der ukrainischen Nation und Staatlichkeit förderte.
In diesem Projekt werden Prozesse und Umstände untersucht, durch die eine neu konstruierte und historisch tradierte „kosakische“ Identität zu einer sozial- wie integrationsrelevanten Größe im postsowjetischen Raum werden konnte. Dabei wird das Ziel verfolgt, die auf historischen Konstruktionen beruhenden Konzepte kosakischer Identitätsbildung am Beispiel der neuerstandenen Kosakenbewegungen in der Russländischen Föderation und in der Ukraine zu analysieren und davon ausgehend die integrative, einheitsstiftende Programmatik und Identitätspolitik der kosakischen Erneuerungsbewegungen zu erfassen.

Fellow-Bericht im Studienjahr 2015/16