Ankommen auf Niederdeutsch. Niederdeutschlernen und -sprechen bei immigrierten Vertriebenen in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg

Flucht und Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung aus dem östlichen Mitteleuropa lösten 1945/1946 eine große Immigrationswelle aus. Gerade Mecklenburg-Vorpommern hatte besonders viele Vertriebene aufzunehmen. Wie arrangierten sich diese Menschen, die oft aus weit entfernten Dialektregionen kamen, mit ihrem neuen Sprachumfeld, das damals noch stark vom Plattdeutschen geprägt war? Zeitzeugenbefragungen im Norden Mecklenburgs zeigen: Beachtlich viele der Zuwanderer passten sich sprachlich an ihr neues Lebensumfeld an, indem sie das mecklenburgische Niederdeutsch lernten. Der Vortrag fragt nach dem Umfang des Niederdeutscherwerbs bei Vertriebenen und beleuchtet die Rahmenbedingungen und Motive für diesen Spracherwerb. 

Klaas-Hinrich Ehlers ist Privatdozent für germanistische Linguistik an der Freien Universität Berlin. Zurzeit lehrt er an der Universität Rostock. Er forscht zur Fachgeschichte der Sprachwissenschaft, zur Geschichte der sprachlichen Höflichkeit und zu den Regionalsprachen des norddeutschen Raumes. In diesem Zusammenhang wirkte er auch an der Ausarbeitung des Norddeutschen Sprachatlas mit. Vor kurzem erschien seine zweibändige Sprachgeschichte Mecklenburgs seit dem Zweiten Weltkrieg, für die er mit dem Johannes-Saß-Preis und mit dem Fritz-Reuter-Preis der Toepfer-Stiftung ausgezeichnet wurde.

Moderation: Privatdozentin Dr. Birte Arendt


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