Fernsehnachrichten in Deutschland und Finnland. Ein medienkulturlinguistischer Vergleich ihrer Textsortenprofile

Fernsehnachrichten, insbesondere jene des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, genießen in Finnland und in Deutschland das größte Vertrauen unter den Informationsquellen der Bevölkerung (Newman et al. 2023). Im Vortrag wird zunächst ein knapper Überblick über TV-Nachrichten in den gegenwärtigen Medienlandschaften Deutschlands und Finnlands gegeben. Im anschließenden methodischen Teil geht es um eine kurze Erläuterung der Prinzipien eines medienkulturlinguistischen Vorgehens als holistische Erforschung von Medienkommunikation und Medienkultur und um den Begriff der Textsortenprofile von Fernsehnachrichten.
In einem Vergleich der öffentlich-rechtlichen Hauptnachrichtensendungen in Deutschland (ARD-Tagesschau um 20 Uhr, ZDF-Heute-Nachrichten um 19 Uhr) und Finnland (Yle-Uutiset um 20.30 Uhr) und jeweils einer Nachrichtensendung beider Länder in einem privatwirtschaftlich betriebenen Kanal (RTL-Aktuell um 18.45 Uhr und Seitsemän uutiset von MTV3) stehen das Repertoire und die Frequenzen der vorkommenden Textsorten im Mittelpunkt. Die redaktionellen Entscheidungen über die Nutzung medialer Affordanzen werden als kulturelle Praktiken beschrieben: Mediale Formen (wie die konkrete Ausgestaltung von Textsorten) sind zugleich Ausdruck und Entstehungsort journalistischer Kulturen, die einen Einfluss auf die Bedeutungszuschreibung in der Rezeption von multimodalen Nachrichtentexten haben können  – als Basis der Analyse, in der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Textsortenprofile herausgearbeitet werden sollen, dienen jeweils 14 Sendungen, und zwar der Wochen vom 23.–29. Januar 2023 und vom 4.–10. Dezember 2023.

Hartmut Lenk studierte von 1976 bis 1980 Germanistik, Anglistik und Pädagogik an der Humboldt-Universität zu Berlin und promovierte dort 1987 zum Dr. phil. auf dem Gebiet der deutschen Sprache. Von 1988 bis zum Jahr 2014 wirkte er als (Universitäts-)Lektor für deutsche Sprache an der Universität Helsinki, wo ihm 2004 eine Hochschuldozentur (dosentti) verliehen wurde. Nach der befristeten Übernahme der Professur für Germanistik im Jahr 2014 wurde er 2017 als ordentlicher Professor auf die Professur für germanistische Linguistik an der Universität Helsinki berufen, die er bis zur Emeritierung 2021 innehatte. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen im Bereich der kontrastiven Medienlinguistik speziell Fragen der Text(sorten)linguistik, in der Namensforschung u. a. Anthroponyme und ihre Gebrauchsformen im Deutschen und anderen Sprachen sowie Berolinismen als inoffizielle Orts- und Gebäudenamen und im Bereich Deutsch als Fremdsprache vor allem Fragen des Textverstehens durch Mutter- und FremdsprachlerInnen. Zudem hat Lenk zu Phraseologismen in populären deutschen Liedern, besonders in Rockmusiktexten, und zur Geschichte der Germanistik in Finnland geforscht.

Moderation: Professor Dr. Marko Pantermöller (Greifswald)


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