Muss alles diskutiert werden? Überlegungen zu Kriterien für legitime Begrenzungen im geisteswissenschaftlichen Diskurs, aufgezeigt an Beispielen

Digitale Veranstaltung
Foto: Pablo Castagnola 2020

Mit großer Vehemenz und beträchtlicher Aufmerksamkeit wird die Frage diskutiert, ob an den Wissenschaftseinrichtungen unseres Landes die Wissenschaftsfreiheit durch eine „cancel culture“ bedroht ist und im Namen von „political correctness“ problematisch gewordene Positionen gleichsam von bestimmten Akteuren „wegzensiert“ werden. Zu wenig wird die Frage diskutiert, ob in wissenschaftlichen Zusammenhängen wirklich jede Position, für die der Anspruch erhoben wird, sie müsse diskutiert werden, diskutiert werden muss. Wer entscheidet darüber, was bloße Repetition längst behandelter Forschungspositionen ist, was Halbwissen oder wissenschaftlicher Unsinn ist, der die Diskussion nicht lohnt? Wie kann man entsprechende Einschätzungen äußern, ohne sofort des cancelns als Agent der cancel culture geziehen zu werden? Um eine Kriteriologie für die Unterscheidung von diskussionswürdigen und diskussionsunwürdigen Beiträgen in der Wissenschaft zu gewinnen, müssen einige Kontroversen näher analysiert werden, in denen Akteure den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit und dadurch gesicherte Diskussionswürdigkeit ihrer Thesen erhoben haben. Dann wird nach den problematischen Zügen einer solchen Unterscheidung und einer möglichen Praxis ihrer Umsetzung gefragt werden. Auch dazu werden einige Kontroversen der jüngsten Vergangenheit ausführlicher analysiert.

Christoph Markschies studierte Evangelische Theologie, Klassische Philologie und Philosophie in Marburg, Jerusalem, München und Tübingen. 1994 habilitierte er sich und wurde 1995 Professor für Kirchengeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Im Herbst 2000 wechselte er an die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und hatte dort den Lehrstuhl für Historische Theologie inne. Seit 2004 ist er Professor für Ältere Kirchengeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, deren Präsident er von 2006 bis 2010 war. Seit 2012 ist er Vizepräsident, seit 2020 Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Christoph Markschies war Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin und des Institute for Advanced Study der Hebrew University Jerusalem. 2001 erhielt er den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Im Mittelpunkt seines breitgelagerten Werkes stehen Studien zur Strukturgeschichte des antiken Christentums, welches er vor allem im Spannnungsfeld von Griechentum und Judentum sowie von Ost und West untersucht.

Begrüßung: Professorin Dr. Ulla Bonas
Moderation: Professor Dr. Andreas Ohme

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Auf Grund der pandemischen Lage wird der Vortrag nur digital stattfinden.

Zugang zum virtuellen Hörsaal des Kollegs

Organisatorische Hinweise zur Digital Lecture
Das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg bietet diese Veranstaltung live als Zoom-Meeting an, in dem sich Zuschauende über den Chat schriftlich beteiligen können.

  • Wir freuen uns, wenn Sie bei der Einwahl in Zoom Ihren Klarnamen angeben. Selbstverständlich können Sie an der Veranstaltung auch unter einem Pseudonym teilnehmen.
  • Eine Liste aller Teilnehmenden ist für alle Beteiligten während der gesamten Veranstaltung einsehbar.
  • Während des Vortrages sind die Mikrofone der Zuschauenden alle automatisch stumm geschaltet, um keine störenden Hintergrundgeräusche zu erzeugen. Die Kamera der Zuschauenden kann gern von Ihnen während des Vortrages angeschaltet werden.
  • Während der gesamten Veranstaltung können Wortmeldungen bzw. Fragen schriftlich im Chat gestellt werden.

Aufzeichnung der Digital Lecture
Die Digital Lecture wird aufgezeichnet, um sie für die Mediathek des Kollegs zu nutzen. In der Aufzeichnung wird nur der/die Vortragende, dessen/deren Präsentation sowie der Moderator/die Moderatorin zu hören bzw. zu sehen sein. Video-, Audio oder Chatbeiträge werden nicht aufgezeichnet. Ein „REC“-Zeichen am Bildrand informiert die Teilnehmenden über die aktuelle Aufzeichnung.

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