Abgesang auf die Musikgeschichte? Richard Strauss und das Ende des „großen Regenbogens“

Öffentlicher Abendvortrag

Richard Strauss zählt zu den bedeutendsten Komponisten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Orchesterstücke wie „Don Juan“ oder „Till Eulenspiegels lustige Streiche“, Opern wie „Der Rosenkavalier“, „Salome“ und „Elektra“ gehören bis heute zu den meistgespielten Werken der Konzerthäuser und Operntheater. Auch manche seine Lieder erfreuen sich anhaltender Beliebtheit und die Anfangstakte seiner Tondichtung „Also sprach Zarathustra“ haben in Film und Werbung eine erstaun­liche Karriere gemacht. Die Musik­forschung, die den Komponisten jahrzehntelang praktisch ignorierte oder ihn, weil er sich nach 1910 der Avantgarde verweigerte, als Ewiggestrigen schmähte, hat erst in den letzten Jahren zu einem neuen Strauss-Bild gefunden: einem Bild, in dem das Werk des Komponisten vor allem seit den mittleren 1920er Jahren durch eine zutiefst historische Dimension ein spezifisches Profil gewinnt. Der Neuen Musik, die sich freilich nur allzu rasch in die Spielarten des Neoklassizismus flüchtete, setzte Strauss seine Überzeugung vom nahenden Ende der abendländischen Kultur­geschichte und damit auch der Musikgeschichte entgegen: eine Konfession, die in seiner kompositorischen Biographie tiefe Spuren hinterlassen hat.  

Walter Werbeck (*1952 in Bochum) ist  Professor für Musikwissenschaft an der Universität Greifswald. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit zählen zum einen Editionen und Schriften zur Musik des frühen 17. Jahrhunderts, zum anderen die Musik des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Insbesondere zu Leben und Werk von Richard Strauss hat er zahlreiche Beiträge publiziert.

Moderation: Professor Dr. Werner Stegmaier


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