Eine geschlossene Gesellschaft? DDR-Filme im Spannungsfeld zwischen Staatsauftrag und Kunst

Filmforum
Foto: Vincent Leifer

Freitag, 8. Februar 2019, 18.00 Uhr, Alfried Krupp Wissenschafts­kolleg, Martin-Luther-Straße 14, Eintritt frei
Eröffnung des Filmforums: „Die Verlobte“
DDR 1980, 108 Min, FSK 12, Regie: Günter Reisch, Günther Rücker
Begrüßung und Moderation: Jürgen Meier und Dr. Christian Suhm
Gast: Jutta Wachowiak (Hauptdarstellerin), anschließend Empfang
Die Kommunistin Hella Lindau wird 1934 wegen antifaschistischer Tätigkeit zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach jahrelanger zermürbender Einzelhaft gerät sie in die Zuchthaus-Wäscherei. Das Waschhaus mit seinen bestialischen Arbeitsbedingungen und den Gefangenen gleicht einem Inferno. Genossen trifft Hella kaum, sie muss sich unter Kriminellen behaupten. Mörderinnen, Prostituierte, Kupplerinnen, Diebinnen, die sich nicht selten gegenseitig an die Kehle gehen. Was Hella die Kraft gibt, unter diesen Bedingungen nicht nur zu überleben, sondern auch die Würde zu bewahren, ist die Liebe zu Hermann Reimers. Und er hält zu ihr all die Jahre, obwohl die junge Hilde aus der Nachbarschaft ihn liebt und auf ihn wartet. Er stellt den Antrag, Hella im Zuchthaus zu heiraten. Der Antrag wird abgelehnt, aber als Verlobter bekommt er Besuchserlaubnis. Als Hella endlich entlassen wird, begegnet sie ihm nur kurz - als Verhaftetem, der an ihr vorbeigeführt wird. (Quelle: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946-1992)

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Samstag, 9. Februar 2019, 19.00 Uhr, Brasserie Hermann, Gützkower Straße 1, Eintritt frei
„Goya“
DDR/Sowjetunion 1971, 134 Min, FSK 12, Regie: Konrad Wolf
Moderation: Dr. Christian Suhm
Ausgehend von der literarischen Vorlage, dem Roman von Lion Feuchtwanger, zeigt Regisseur Konrad Wolf den Künstler Goya als einen Mann des Widerspruchs, der zwischen Königstreue und Volksverbundenheit, zwischen ehelicher Treue und seiner Leidenschaft zu Herzogin Alba wankt. Die Schicksalsbegegnung mit der Sängerin Maria Rosario verändert sein Leben. Als Hofmaler Karls IV. von Spanien ist Don Francisco de Goya Lucientes zu Ansehen und Wohlstand gekommen. Seine Gemälde zieren die Galerien der Schlösser. In leidenschaftlicher Liebe fühlt er sich zu der Herzogin Alba hingezogen, und gleichzeitig hasst er die hochnäsige Aristokratin in ihr. Er glaubt an den König und die Kirche, genießt seine Stellung bei Hofe. Doch er ist durch und durch Spanier und liebt das Volk . Dieser Widerspruch bringt ihn auf den „argen Weg der Erkenntnis“. Sein Mitarbeiter und Freund Esteve führt ihn zu den wahren Patrioten des Landes.
In einer Madrider Taverne begegnet er der Sängerin Maria Rosario, später muss er miterleben, wie sie von der Inquisition verurteilt wird. Von dem Lied, das Maria als Beweis ihrer Schuld vortragen muss, ist er tief erschüttert. Je weiter er in das Leben des Volkes eindringt, daraus Motive für seine Kunst schöpft, desto größer wird seine innere Pein angesichts der Zustände im Land. Seine Kunst wird zum adäquaten Ausdruck der revolutionären Bewegung des Volkes. So gerät er selbst in die Fänge der Inquisition. Aber er schwört der Wahrheit seiner Bilder nicht ab und wählt das Exil. (Quelle: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946-1992)

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Dienstag, 12. Februar 2019, 19.00 Uhr, Brasserie Hermann, Gützkower Straße 1, Eintritt frei
„Geschlossene Gesellschaft“
DDR 1978, 121 Min, FSK 12, Regie: Frank Beyer
Moderation: Frank-Michael Moser
Ingenieur Robert und Jugendhelferin Ellen fahren mit ihrem fünfjährigen Sohn Nicky in den Urlaub. Der Zufall will es, dass sie in ihrem Urlaubsquartier ohne Gesellschaft bleiben. Unfreiwillig allein und sich selbst überlassen, sehen sie sich plötzlich einer harten Prüfung ihres familiären Zusammenlebens ausgesetzt. Unausgetragene Konflikte brechen auf. Alles, was bisher unter den Teppich gekehrt wurde, wird ans Licht gezerrt. Beide, Mann und Frau, gehen schonungslos offen mit sich ins Gericht. Da kommen Seitensprünge zur Sprache und Scheidungsabsichten, Leistungsdruck, Misstrauen und Anpassung aus Bequemlichkeit. Erschreckt über ihre Entdeckungen, fragen sie sich, was wohl mit ihnen los sei. Aus dem scheinbaren Miteinander wird ein Nebeneinander, ja Gegeneinander. Erst die Lebensweisheit eines alten Mannes hilft ihnen, sich ganz allmählich zu einem neuen Verständnis menschlichen Daseins, menschlicher Verantwortung und individueller Möglichkeiten vorzuarbeiten. Doch was bleibt, sind Schwermut und Melancholie ...

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Freitag, 15. Februar 2019, 18.00 Uhr, Alfried Krupp Wissenschafts­kolleg, Martin-Luther-Straße 14, Eintritt frei
„Karla“

DDR 1965 /1990, 128 Min, FSK 12, Regie: Herrmann Zschoche
Moderation: Professor Dr. Eckhard Schumacher
Karla tritt nach Abschluss der Universität mit großen Ambitionen eine Lehrerstelle in einer Kleinstadt im Norden der DDR an. Sie möchte den Kindern nicht nur Fakten vermitteln, sondern sie vor allem zu selbständigem Denken anregen. Mit Direktor Hirte versteht sie sich anfangs recht gut. Doch ihre Ideale stoßen auf Unverständnis - auch bei den Schülern, die längst wissen, was zu sagen ist und was man besser verschweigt. Ihr unkonventionelles Verhalten, sie hat auch noch eine Beziehung zu dem „Aussteiger“ Kaspar, fällt unangenehm auf. Nach einer Niederlage passt sich Karla an. Kurz vor dem Abitur begehrt sie jedoch auf, sagt ihren Schülern die Meinung. Am Ende des Schuljahres wird sie in eine andere Schule versetzt, Kaspar begleitet sie. (Quelle: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946-1992)

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Dienstag, 19. Februar 2019, 19.00 Uhr, Brasserie Hermann, Gützkower Straße 1, Eintritt frei
„Ich war neunzehn“

DDR 1967, 119 Min, FSK 12, Regie: Konrad Wolf
Moderation: Jürgen Meier
April 1945. In der Uniform eines sowjetischen Leutnants kommt der 19-jährige Deutsche Gregor Hecker in seine Heimat zurück. Er war acht, als seine Eltern mit ihm nach Moskau emigrierten. Vom 16. April bis 2. Mai fährt er im sowjetischen Militärfahrzeug auf dem Weg der 48. Armee von der Oder nördlich an Berlin vorbei. Mit einem Lautsprecher fordert Gregor die noch vereinzelt kämpfenden Soldaten zum Überlaufen auf. Einige kommen, andere antworten mit Schüssen. Täglich begegnet Gregor Menschen unterschiedlicher Art, hoffnungsvollen, verwirrten, verzweifelten. Bei seinen russischen Freunden fühlt er sich zu Hause, viele der Deutschen geben ihm Rätsel auf. Langsam begreift er, dass es „die Deutschen“ nicht gibt. Er trifft einfache Leute, Mitläufer, Rückversicherer, Überläufer, Durchhaltefanatiker, eingefleischte Faschisten. Die erste Begegnung mit aus dem Konzentrationslager befreiten Antifaschisten wird für ihn zu einem bewegenden Erlebnis. Und als sein Freund Sascha bei einem letzten Kampfeinsatz fällt, steht für den erschütterten Gregor fest, dass er hier am Aufbau eines anderen, besseren Deutschlands wirken wird. (Quelle: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946-1992)

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Mittwoch, 20. Februar 2019, 18.00 Uhr, Alfried Krupp Wissenschafts­kolleg, Martin-Luther-Straße 14, Eintritt frei
Vortrag, Gespräch und Film
„Die Partei erlaubt, die Partei verbietet. Von Flügelkämpfen, Hoffnungen und Hardlinern in einer uneinheitlichen Einheitspartei, am Beispiel einiger DEFA-Filme“

Vortrag von Dr. h. c. Ralf Schenk (DEFA-Stiftung)
Ralf Schenk war Redakteur der Zeitschriften „Film und Fernsehen“, „Weltbühne“ und „Wochenpost“. Außerdem ist er Vorstand der DEFA-STIFTUNG, Mitarbeiter des Filmmuseums Potsdam, Redakteur und Herausgeber von zahlreichen Filmbüchern und schrieb rund ein Dutzend Fernsehdokumentationen für ORB und MDR.

Anschließend in einer von der DEFA-Stiftung restaurierten Version:
„Die Russen kommen“

DDR 1968 / 1987 / 2016, 95 Min, FSK 12, Regie: Heiner Carow
Moderation: Dr. Christian Suhm
Frühjahr 1945. Günter, ein fünfzehnjähriger Junge in einem kleinen Ostseebad, glaubt noch immer an den Endsieg. Bei der Jagd auf einen entflohenen Fremdarbeiter ist er der schnellste. Er stellt ihn, der dann vom Dorfpolizisten erschossen wird. Stolz nimmt Günter das Eiserne Kreuz II entgegen und meldet sich freiwillig zum Fronteinsatz, obwohl sein Vater bereits gefallen ist. Weder die Mutter noch der Lehrer können ihn davon abhalten. Bei seinem ersten Einsatz wird er von sowjetischen Soldaten angegriffen, kann aber nach Hause fliehen. Kurz nachdem die Sowjetarmee den Ort besetzt hat, wird Günter wegen Mordes an dem Fremdarbeiter verhaftet. Er verrät den wirklichen Mörder nicht, doch der Fall wird aufgeklärt. Und als der Polizist Günters Schweigen erzwingen will, weigert er sich, den Mörder zu decken. All diese Ereignisse bringen ihn dem Wahnsinn nahe. Der Einmarsch der Roten Armee, seine Verhaftung, die folgenden Tage im Keller stürzen ihn in tiefste Verwirrung, lassen ihn seine Schuld erahnen. (Quelle: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946-1992)

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