Kleine Bischöfe im Alten Reich. Strukturelle Zwänge, Handlungsspielräume und soziale Praktiken im Wandel (1250–1650)

Internationale Fachtagung

Die historische Forschung urteilt bislang weitgehend einheitlich, dass dem Episkopat im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Reich wenig bis gar keine Handlungsspielräume beschieden waren. Insbesondere den ,kleinen Bischöfen‘ im Reich, die nur über ein kleines, gering dotiertes Hochstift verfügen konnten, deren Einfluss durch konkurrierende Kräfte wie Landesfürsten, ein dominantes Domkapitel oder eine selbstbewusste Kathedralstadt stark eingeschränkt war und die am Königshof kein Gewicht besaßen, wird praktisch keine Bedeutung im Gefüge des Alten Reichs zugesprochen. Bei Einzelbetrachtungen werden freilich ganz unterschiedliche Befunde zur Frage nach den Handlungsspielräumen aus den überlieferten Quellen hervorgebracht, und selbst vermeintlich ‚kleine‘ Bischöfe erscheinen aus regionaler Perspektive überraschend groß. Diesen offensichtlichen Widerspruch möchte die internationale und interdisziplinäre Tagung zum Anlass nehmen, um sich grundsätzlich mit der Thematik auseinanderzusetzen und auf diese Weise sowohl der Erforschung der ,Germania Sacra‘ im Alten Reich als auch der Beschäftigung mit Kultur-, Sozial-, Verfassungs- und Politikgeschichte im Bereich der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bischöfe und Bistümer weitere Impulse zu vermitteln. Im Zentrum werden dabei die Fragen stehen, (a) wie die Akteure und darunter in erster Linie die Bischöfe und ihr Umfeld in strukturelle Zwänge eingebunden waren, (b) welche Handlungsspielräume sie sich erarbeiten konnten und (c) mit welchen sozialen Praktiken sie ihren Rang und ihre Position zu verbessern oder zu kompensieren versuchten.

Wissenschaftliche Leitung:
Professor Dr. Oliver Auge, Professor Dr. Andreas Bihrer, Dr. Nina Gallion (alle Kiel)

Information:
Dennis Gelinek M. A.
Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald
17487 Greifswald
Telefon: +49 3834 420–5029
Telefax: +49 3834 420–5005
E–Mail: dennis.gelinek@wiko–greifswald.de

Die internationale Fachtagung des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs Greifswald wird gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Essen, und von den Abteilungen für Regionalgeschichte und Mittelalterliche Geschichte am Historischen Seminar der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

Die Anmeldung ist bereits geschlossen.

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PROGRAMM

Donnerstag, 3. Mai 2018
14.00 Uhr – 14.45 Uhr Begrüßung und Einführung in das Tagungsthema Profes. Dres. Oliver Auge und Andreas Bihrer (beide Kiel) und die wissenschaftliche Leitung des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs Greifswald

I. Bistümer im Nordosten
Moderation: Prof. Dr. Andreas Bihrer (Kiel)
14.45 Uhr – 15.30 Uhr Zwischen Kaiser, König und Herzog: Handlungsoptionen und -möglichkeiten Schleswiger Bischöfe im Hoch- und Spätmittelalter
Prof. Dr. Oliver Auge (Kiel)
15.30 Uhr – 16.15 Uhr Die Bischöfe von Ratzeburg – episkopale Handlungsspielräume im Windschatten der Städte Hamburg und Lübeck
Prof. Dr. Stefan Petersen (Leipzig)
16.15 Uhr – 16.45 Uhr
Kaffeepause

Moderation: Dr. Martin Schoebel (Schwerin/Greifswald)
16.45 Uhr – 17.30 Uhr Die Handlungsspielräume von Schweriner Bischöfen adeliger wie nicht-adeliger Herkunft am Beispiel von Ludolf von Bülow (1331–1339), Rudolf, Herzog von Mecklenburg-Stargard, (1391–1415) und Nikolaus Böddeker (1444–1457)
Dr. Andreas Röpcke (Schwerin)
17.30 Uhr – 18.15 Uhr Von Königsferne zu Reichsnähe: das Erzstift Riga „an den äußersten Enden der Christenheit“ unter Erzbischof Wilhelm von Brandenburg
(1530/39–1563)
Prof. Dr. Klaus Neitmann (Potsdam)
18.15 Uhr – 19.30 Uhr
Abendessen


19.30 Uhr Öffentlicher Abendvortrag
Kleine Bischöfe im nord- und mitteldeutschen Raum und ihre heraldische Repräsentation
Dr. Ralf-Gunnar Werlich (Greifswald)
Moderation: Prof. Dr. Andreas Bihrer (Kiel)

Freitag, 4. Mai 2018
II. Bistümer im Nordwesten
Moderation: PD Dr. Joachim Krüger (Greifswald)
9.00 Uhr – 9.45 Uhr Nie ohne die Verwandten? Umfang und Bedeutung familiären Einflusses auf die Mindener Bischofsherrschaft im 14. Jahrhundert
Frederieke Maria Schnack M.A. (Kiel)
9.45 Uhr – 10.30 Uhr Kurzzeitig bedeutend? Die Verdener Bischöfe und ihr Bistum im Großen Abendländischen Schisma 
Prof. Dr. Thomas Vogtherr (Osnabrück)
10.30 Uhr – 11.00 Uhr
Kaffeepause
11.00 Uhr – 11.45 Uhr Die Hildesheimer Bischöfe in ihrem sozialen Beziehungsgeflecht
Dr. Nathalie Kruppa (Göttingen)

III. Bistümer im Südwesten
Moderation: Prof. Dr. Gerhard Weilandt (Greifswald)
11.45 Uhr – 12.30 Uhr Zwischen allen Stühlen? Die Wormser Bischöfe, ihr Hochstift, ihre Stadt und das Bistum (ca. 1300 bis 1600)
Dr. Gerold Bönnen (Worms)
12.30 Uhr – 14.00 Uhr
Mittagspause
14.00 Uhr – 14.45 Uhr Kleiner Bischof an der Peripherie: Der Bischof von Basel
Prof. Dr. Christian Hesse (Bern)

IV. Bistümer im Südosten
Moderation: Dr. Ralf-Gunnar Werlich (Greifswald)
14.45 Uhr – 15.30 Uhr Vom König vergessen, von Nachbarn bedrängt – das Bistum Eichstätt auf dem verspäteten Weg zum Hochstift
Prof. Dr. Helmut Flachenecker (Würzburg)
15.30 Uhr – 16.00 Uhr
Kaffeepause
16.00 Uhr – 16.45 Uhr „Seht, da kommt der halbe Papst, der selbst Bischöfe machen kann!” Der Salzburger Erzbischof und seine Eigenbistümer
PD Dr. Johannes Lang (Bad Reichenhall)
16.45 Uhr – 18.00 Uhr
Abendessen

18.00 Uhr Öffentlicher Abendvortrag
Würdenträger wider Willen? Fürstensöhne als ‚kleine Bischöfe’ im Mittelalter
Prof. Dr. Karl-Heinz Spieß (Greifswald)
Moderation: Prof. Dr. Oliver Auge (Kiel)

Samstag, 5. Mai 2018
V. Bistümer im Osten
Moderation: Prof. Dr. Oliver Auge (Kiel)
9.00 Uhr – 9.45 Uhr Die Bischöfe von Merseburg
Dr. Gerrit Deutschländer (Hamburg)
9.45 Uhr – 10.30 Uhr Die Bischöfe von Meißen
Prof. Dr. Enno Bünz (Leipzig)
10.30 Uhr – 11.00 Uhr
Kaffeepause
11.00 Uhr – 12.00 Uhr Zusammenfassung
Dr. Nina Gallion (Kiel)
12.00 Uhr Abschlussdiskussion

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