Licht – Mitte – Raum. Die Arbeiten des Bildhauers Hans Kock im Greifswalder Dom 1982 bis 1989

Interdisziplinäre Fachtagung

Wissenschaftliche Leitung: Antonia Gottwald (Neudorf-Bornstein),

Privatdozentin Dr. Ekaterina Poljakova (Greifswald),
Professor Dr. Dr. Holger Zaborowski (Vallendar)

„Der Greifswalder Dom könnte architekturgeschichtlich ein Modellfall geglückter, weil die historischen Stilformen bewahrender und diese zugleich in und für die Gegenwart weiter denkender Restauration werden. Ein Modell friedlicher Koexistenz ist es für den heutigen Besucher ohnehin.“
Renate Wiehager

In den 1980er Jahren wurde der Greifswalder Dom grundlegend renoviert und damit die damals schon stark gefährdete Bausubstanz vor dem fortschreitenden Verfall gerettet. Sieben Jahre vor dem Ende der deutschen Teilung fand sich eine ungewöhnliche Kooperationsgemeinschaft zu diesem Grenzen überwindenden Projekt zusammen: Die Pommersche Ev. Kirche, die Nordelbische Ev.-Luth. Kirche und die Schwedische Kirche. Der Greifswalder Ehrenbürger Prof. Bertold Beitz sorgte dafür, dass von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung die Kosten für die Fußbodenheizung übernommen wurden.
Doch nicht allein finanziell agierte man gemeinsam. Der westdeutsche Architekt Prof. Friedhelm Grundmann (1925-2015) wurde mit der Renovierung beauftragt und der Bildhauer Prof. Hans Kock (1920-2007) aus Hamburg übernahm die über eine reine Renovierung hinausgehende umfassende künstlerische Neugestaltung. Dabei ließ sich der Künstler von der Formensprache der romantischen Fassung aus den Jahren 1824-1833 inspirieren und entwickelte sie - mit gleichzeitiger Rückbindung an die beiden vorvergangenen Epochen der Gotik und der Romanik - bildkünstlerisch für unsere Gegenwart weiter.
Das neue große Kruzifix gilt als ein Höhepunkt in seinem Werk. Diese überraschende Einbringung des Gekreuzigten in eine Auferstehungskirche und die mittelpunktbezogene Platzierung in der Nähe der Kanzel ist mit der Abbildung auf dem historischen Croy-Teppich (1554) der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald schon vorgedacht. In Verbindung mit der neuen liturgischen Mitte (dem auf Gotland von Hans Kock begonnenen und im Greifswalder Dom vollendeten neuen Altar) und in Bezug zu dem ebenfalls von Kock gestalteten Schöpfungsfenster im Norden entsteht eine den gesamten Raum in Spannung versetzende imaginäre Nord-Süd-Achse. Eine Spannung, die inhaltlich-theologisch, formal-künstlerisch und räumlich-spirituell zu anhaltenden Diskussionen Anlass gibt.

Die Tagung möchte den Blick öffnen auf die kunsthistorische, kunstphilosophische und theologische Dimension der Neugestaltung durch Hans Kock. Am Freitagabend gibt es bei einem Podiumsgespräch Gelegenheit zur Diskussion.

Dateien


Zurück zu allen Veranstaltungen