In der Sprachwissenschaft wird immer wieder die Frage diskutiert, ob die Moralität sprachlichen Handelns ein Aspekt ist, der in sprachwissenschaftlicher Forschung behandelt werden darf (Frage der Zuständigkeit) und kann (Frage der methodischen Operationalisierbarkeit). Der Vortrag greift diese Frage auf und macht sie zum zentralen Gegenstand der Ausführungen. Ausgehend von dem Versuch, einen umfassenden Begriff der Sprachkompetenz zu entwickeln, soll gezeigt werden, warum Fragen der Moral auch bei sprachwissenschaftlichen Zugriffen auf Kommunikation nicht ausgeklammert bleiben dürfen. Wird Sprachkompetenz nämlich nicht als reines Können, sondern im Sinne einer individuellen Sprachkultiviertheit auch als kooperatives Wollen aufgefasst, ist die Perspektive des Anderen, des Kommunikationspartners, zwingend mit einzubeziehen. Damit wiederum ist jedoch auch die Frage der Moralität der Mittel und Zwecke in der Kommunikation untrennbar verbunden.
Nina Janich (*1968) ist Professorin für Germanistische Sprachwissenschaft an der Technischen Universität Darmstadt. Sie habilitierte sich 2003 in Regensburg mit der Arbeit „Die bewusste Entscheidung. Eine handlungsorientierte Theorie der Sprachkultur“. Weitere ihrer Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Fachkommunikation und Wissenstransfer, Werbe- und Unternehmenskommunikation sowie Textlinguistik.
Moderation: Professor Dr. Jürgen Schiewe