Vom Kanon zur Fanfiction: Perspektiven zeitgenössischer populärkultureller Klassiker-Rezeption

Fellow Lecture,Öffentlicher Abendvortrag
Foto: Vincent Leifer

Angesichts neuer digitaler Publikationsformen eröffnen sich neue Perspektiven auch der kreativen Rezeption klassisch-kanonischer Höhenkammliteratur in einem populärkulturellen Kontext: Dies illustriert eine Expedition in die bunte Welt der Fanfiction, die Anfang des 21. Jahrhunderts eine geradezu explosive Dynamik entfaltet. Als Produkt einer programmatisch eklektischen, per definitionem intertextuellen, stark kollektiv-kollaborativ orientierten literarischen Praxis wirft die Fanfiction nicht nur mancherlei prinzipielle Fragen rund um Autorschaft, Werk- und Textbegriff auf, sondern lädt auch zur Reflexion etablierter kultureller Hierarchien ein. In diesem Vortrag wird das Genre mit Fokus auf seine paradoxe Relation zum klassischen Kanon untersucht: Was hat es mit dieser ästhetisch höchst heterogenen literarischen Subkultur auf sich, in der nicht nur Harry Potter & Co., sondern auch Homer und Shakespeare, Goethe und Tolstoj, ja selbst die Bibel spielerisch fort- und umgeschrieben werden?

Martina Stemberger ist Lektorin am Institut für Romanistik der Universität Wien und assoziiertes Mitglied des Centre de Recherche sur les Cultures et les Littératures Européennes der Université de Lorraine. Nach einem Studium der Romanistik und der Slawistik an den Universitäten Wien und Paris 3 sowie einer Promotion in Französischer Literaturwissenschaft hat sie 2017 mit einer Arbeit zu postmodernen Re-Interpretationen der Princesse de Clèves zwischen Literatur, Film und politischem Diskurs habilitiert (Lehrbefugnis für Romanische und Vergleichende Literaturwissenschaft). Sie war u. a. Research Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften Wien, FONTE-Stiftungsgastprofessorin an der Humboldt-Universität zu Berlin und DRESDEN-Fellow an der Technischen Universität Dresden. Im akademischen Jahr 2019/20 ist sie Junior-Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald.

Moderation: Professor Dr. Eckhard Schumacher

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