Ist das Johannesevangelium die Mitte des Neuen Testaments oder die Klimax der neutestamentlichen Theologie? Oder steht es am Rand, abseits anderer Entwicklungen, gar in verdächtiger Distanz? Die Modelle der Bestimmung des Verhältnisses der Evangelien zueinander und zu der für das Neue Testament grundlegenden paulinischen Tradition haben die Exegese spätestens seit F. C. Baur bestimmt. Der Vortrag wird zunächst diese Gesamtbilder skizzieren, um dann – ausgehend vom Johannesevangelium und in Aufnahme neuerer Forschungstendenzen – dessen Beziehung zu den synoptischen Evangelien und zur paulinischen Tradition und seine Stellung im kanonischen Prozess zu erörtern.
Jörg Frey studierte evangelische Theologie in Tübingen, Erlangen und Jerusalem und war nach Promotion und Habilitation in Tübingen Professor für Neues Testament in Jena und Ordinarius für Neues Testament und antikes Judentum an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2010 lehrt er Neues Testament mit den Schwerpunkten antikes Judentum und Hermeneutik an der Universität Zürich. Von 2008 - 2009 war er Senior Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg, derzeit ist er Senior Fellow am DFG Centre ‘Beyond Canon’ an der Universität Regensburg. 2024 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Uppsala.
Moderation: Professorin Dr. Veronika Burz-Tropper, Professorin Dr. Nadine Ueberschaer