Frohe Botschaft am Abgrund Das Markusevangelium als Antwort auf die Tempelzerstörung

Fellow Lecture,Öffentlicher Abendvortrag

Es war eine der größten Katastrophen in der Geschichte des Judentums: die Zerstörung Jerusalems und seines Tempels im Jahre 70 n.Chr. Nur wenige Generationen später sollte sich das Christentum ideologisch auf die Seite der römischen Sieger schlagen. Als Beweis für die Enterbung Israels verstanden, demonstrierte die Tempelzerstörung nun ex negativo die Wahrheit des christlichen Glaubens. Den kanonischen Evangelien ist eine derart grausame Verkehrung der Frohen Botschaft jedoch noch fremd. Speziell das Markusevangelium verortet sich mit solcher Entschiedenheit auf der Seite der Unterlegenen, daß ihm darüber die Gewißheiten der bisherigen frühchristlichen Ver­kündigung abhanden kommen. Ratlosigkeit und Verstörung dominieren den Text, und die Frage drängt sich auf: Ist das denn noch ein Evangelium?

Andreas Bedenbender (*1964 in Gadderbaum) ist Theologe und Lehrbeauftrager für Neues Testament an der Ruhr-Universität Bochum. Er promovierte mit einer Arbeit zur Entstehung, Entwicklung und Funktionsweise der frühjüdischen Apokalyptik. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist das Verhältnis von Judentum und Christentum in den ersten Jahrhunderten. Derzeit ist Dr. Bedenbender Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg und forscht zum Thema „Das Markusevangelium als frühjüdische Schrift – ein historisch-allegorischer Zugang“.

Moderation: Professor Dr. Michael Herbst


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