AUSFALL: Von Nordjütland bis Kaliningrad: Die frühneuzeitliche Sinnbildkunst im Ostseeraum. Mit einem besonderen Blick auf die königliche Stadt Danzig (Gdańsk)

Öffentlicher Abendvortrag
Foto: Vincent Leifer

Der Vortrag wird zunächst die Neuerscheinung Emblematik in Sakralbauten des Ostseeraums vorstellen, die im Rahmen eines Fellowship am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg finalisiert werden konnte. Das Werk befasst sich erstmals im breiten Zugriff mit der buchexternen geistlichen Sinnbildkunst (ars emblematica) des 17. und 18. Jahrhunderts in Sakralbauten des europäischen Ostseeraums von Dänemark über Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Nordpolen bis hin zur Oblast Kaliningrad der Russischen Förderation. In der Publikation werden 32 buchexterne Emblemzyklen, die 288 Sinnbilder umfassen, dokumentiert und minutiös analysiert.
In einem zweiten Schritt wird gezeigt werden, dass auf dem besagten Forschungsfeld noch eine Menge zu tun ist, wie beispielsweise Blicke nach Lettland und in das historische Preußen königlich-polnischen Anteils zeigen. Ähnliches gilt trotz einer vergleichsweise reichhaltigen (internationalen) Forschungssituation freilich auch für die in der Frühen Neuzeit herausragende Handels-, Wirtschafts- und Kunstmetropole Danzig. Über neueste Forschungsergebnisse wird zu berichten sein – insbesondere bezüglich der in ihrer komplexen intermedialen Faktur einzigartigen Kanzel von St. Johannis. Sie weist neben einer Emblemserie am Schalldeckel einen exzeptionellen und höchst aufschlussreichen Gemäldezyklus auf, der von dem in Königsberg geborenen und einer flämischen Künstlerfamilie entstammenden Maler Isaak van den Blocke (ca. 1575–1628) geschaffen wurde und minutiöser Entschlüsselung bedarf.

Johann Anselm Steiger ist Universitäts-Professor für Kirchen- und Dogmengeschichte (Reformation und Neuzeit) am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg. Er ist Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs 2008 „Interkonfessionalität in der Frühen Neuzeit“ sowie der DFG-Forschungsgruppe 5138 „Geistliche Intermedialität in der Frühen Neuzeit“ an der Fakultät für Geisteswissenschaften und ist seit 2014 deren Prodekan für Forschung. 1992 wurde er in Heidelberg promoviert, 1994 folgte die Habilitation in Leipzig. Von 1995–2001 hatte er Vertretungsprofessuren in Saarbrücken, Hamburg und Oldenburg inne. 2001 wurde er nach Hamburg berufen. In den akademischen Jahren 2014/15 und 2021/22 war er Senior-Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald.

Begrüßung: Professorin Dr. Ulla Bonas
Moderation: Professor Dr. Heinrich Assel


Zurück zu allen Veranstaltungen