Sibylla Schwarz starb am 31. Juli 1638, welches der Tag war, an dem ihre ältere Schwester Emerantia den Juristen Hermann Querinus heiratete. Sibylla Schwarz, so berichtet Christoph Hagen in seiner Leichenpredigt, stellte am Ende ihres Lebens einen Konnex her zwischen dem freudigen Ereignis der Hochzeit ihrer Schwester und dem ihr selbst bevorstehenden Tod: Die Schwester feiere eine irdische Hochzeit mit ihrem Bräutigam, wohingegen sie selbst das Privileg habe, durch ihren frühzeitigen Tod einzugehen in die himmlische, paradiesische Hochzeit mit dem himmlischen Bräutigam Jesus Christus.
Diese klimaktisch-eschatologische Analogisierung der beiden Hochzeiten bietet nicht nur einen hermeneutischen Schlüssel zu Hagens Leichenpredigt, sondern auch einen solchen zu Sibylla Schwarz’ geistlich-lyrischem Œuvre, in dem sich die konsequente Ausrichtung auf die himmlische Heimat und die Würdigung der irdischen Lebens- und Liebesverhältnisse die Waage halten – jenseits jeglichen Hanges zur kreaturfeindlichen Weltverachtung oder zur menschenverachtenden Prüderie. Diesem Aspekt in seinen barock-frömmigkeitstheologischen Kontexten wird der Vortrag nachgehen und überdies Hagens Leichenpredigt als ein Produkt des kooperativen Austauschs zwischen Sibylla Schwarz und dem Prediger Hagen zu profilieren versuchen.
Johann Anselm Steiger ist Universitäts-Professor für Kirchen- und Dogmengeschichte (Reformation und Neuzeit) am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg, Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs „Interkonfessionalität in der Frühen Neuzeit“ an der Fakultät für Geisteswissenschaften und Sprecher des universitären Potenzialbereichs „The Early Modern World / Die Frühe Neuzeit“. 1992 promovierte er an der Universität Heidelberg, 1994 folgte die Habilitation an der Universität Leipzig. Zwischen 1995 und 2001 trat er Vertretungsprofessuren in Saarbrücken, Hamburg und Oldenburg an. 2001 kam die Berufung nach Hamburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Reformation, Theologie und Frömmigkeit der Barockzeit, Aufklärung, Auslegungs- und Mediengeschichte der Bibel, Grenzgebiete zwischen Historischer Theologie, Literatur- und Kunstgeschichte, Editorik.
Moderation: Dr. Christian Suhm
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Organisatorische Hinweise zur Digital Lecture
Das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg bietet diese Veranstaltung live als Zoom-Meeting an, in dem sich Zuschauende auch mit Videobeiträgen an der anschließenden Diskussion beteiligen können.
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- Während des Vortrages sind die Mikrofone der Zuschauenden alle automatisch stumm geschaltet, um keine störenden Hintergrundgeräusche zu erzeugen. Die Kamera der Zuschauenden kann gern von Ihnen während des Vortrages angeschaltet werden.
- In der anschließenden Diskussion können Wortmeldungen bzw. Fragen über die Funktion „Hand heben“ angezeigt werden. Diese finden Sie – je nach Endgerät – unter dem Button „Teilnehmer“, „Mehr“ oder „Reaktionen“.
- Sie können die Hand auch wieder senken, wenn Sie die Frage zurückziehen wollen. Der Moderator/die Moderatorin führt eine Redeliste und erteilt in der Reihenfolge der Meldungen das Wort.
- Wenn Sie von dem Moderator/der Moderatorin aufgefordert werden, Ihre Frage bzw. Ihre Wortmeldung vorzubringen, werden Sie über die Benutzeroberfläche aufgefordert, Ihr Mikrofon anzuschalten. Gern können Sie dann, wenn noch nicht geschehen, auch Ihre Kamera anschalten. Insbesondere beim Vortragen von längeren Wortmeldungen ist dies gewünscht, damit die Vortragenden auch sehen können, wer die Frage stellt bzw. die Anmerkung macht.
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Aufzeichnung der Digital Lecture
Die Digital Lecture wird aufgezeichnet, um sie für die Mediathek des Kollegs zu nutzen. In der Aufzeichnung wird nur der/die Vortragende, dessen/deren Präsentation sowie der Moderator/die Moderatorin zu hören bzw. zu sehen sein. Video-, Audio oder Chatbeiträge werden nicht aufgezeichnet. Ein „REC“-Zeichen am Bildrand informiert die Teilnehmenden über die aktuelle Aufzeichnung.
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Zugang zum virtuellen Hörsaal des Kollegs
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