2 Minuten mit Prof. Dr. Dörte Schmidt

Wie kaum eine andere Kunst wurde die Musik in der Zeit nach 1945 zur zentralen Prüfungsinstanz für die Beantwortung der Frage, ob und wie die Kultur den Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus überlebt habe. Sie fungierte innen- wie außenpolitisch gleichsam als "unbelastetes" Komplement zur Literatur als einem vor allem durch die politischen Remigranten früh politisierten Feld. Bereits Friedrich Meineckes Konzept der Goethe-Gesellschaften ("Goethe lesen, Bach hören") hatte Musik und Literatur zusammengespannt und als "Kunst" vergangenheitspolitisch funktionalisiert. Die Idee des (musikalischen) Kunstwerks erlangte erst durch diese Funktionalisierung und die damit verbundene symbolischen Aufladung nach dem zweiten Weltkrieg die übergreifende Akzeptanz, die vor allem ihre Gegner heute als hegemoniale Denkfigur des 19. Jahrhunderts kritisieren. Das Projekt befasst sich mit den Konsequenzen der kulturellen und vergangenheitspolitischen Konstellation nach dem Zweiten Weltkrieg für die deutsche (Musik-)Kultur.

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